Provinz zu Gast in Linz
Sie kommen aus der Provinz und nennen sich so. Mittlerweile sind sie längst auch in den Städten angekommen. Heute, 1. Oktober, spielen Provinz in Linz.
Vogt bei Ravensburg. Das klingt nach kleinem Nest. Heimat des Quartetts, das seit 2020 unter anderem als bester Newcomer gefeiert wird. Mit solchen Titeln ist man als Beobachter der Szene mit den Jahren vorsichtig geworden. Denn nicht alles, was rasch gefeiert wird, hält der Erwartung stand.
Provinz ist da anders. Die Stimme von Sänger Vincent, die dreckig, eindringlich und voll Energie ist, macht zu aller erst den Unterschied. Ihm muss man zuhören, ob man will oder nicht. Und schon ist man dort, wo es sich lohnt, zu sein. Denn die Deutschen erzählen auch auf ihrem neuen Album "Zorn & Liebe" nicht nur Geschichten, sie schreiben kleine Romane, die sich in der Gedankenwelt der Hörer in neue Handlungsstränge weiter drehen können.
Und da finden sich Zeilen, die man nicht so schnell aus dem Kopf bekommt. "An einem Tag werden wir sterben, an allen anderen nicht", heißt es etwa im mitreißenden "Verrate deine Freunde", was man als Aufforderung verstehen kann, alle Tage des Lebens zu zelebrieren und sich nicht mit der Furcht vor dem, was einmal unweigerlich sein wird, zu lähmen.
"Es ist Freitag und die Jungs haben Lust": Damit ist eigentlich alles gesagt und "Diese Nacht" entpuppt sich dann auch als Gute-Laune-Song mit der Botschaft, dass es nicht recht viel schöneres gibt, als mit echten Freunden um die Häuser zu ziehen und ausgelassen zu sein.
Schöner ist da wahrscheinlich nur die Liebe. Doch die kann, wie jeder weiß, nicht nur beflügeln, sondern auch ernüchtern. Sie kann so gut und so weh tun. Dieses Spannungsfeld menschlicher Beziehungswelten findet sich auf "Zorn & Liebe" auch reichlich, am schönsten ausgedrückt vielleicht in "17 für immer".
Musikalisch zeigt sich hier eine Band, die in den tanzbaren Beats genauso überzeugend ist wie in den ruhigen Momenten. Heute, 1. Oktober, gastieren Provinz im ausverkauften Linzer Posthof.
Provinz "Zorn & Liebe" (Warner Music)