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Merlin Ensemble: Keine Angst vor Neuer Musik!

Von Michael Wruss   17.April 2019

Wie neu ist die Neue Musik? Muss man vor den neuen Tönen Angst haben? "Keinesfalls", sagt Geiger Martin Walch, der heute im Brucknerhaus ein Konzert mit seinem Merlin Ensemble spielen wird. Ein Konzert, in dem neue Klänge von Thomas Daniel Schlee, Sofia Gubaidulina und Arvo Pärt auf Musik von Franz Liszt treffen, die zu ihrer Zeit vielleicht radikaler erschien, als so manches, was heute als modern gesehen wird.

Denn: "Wir haben ein Problem mit dem Begriff modern. Wir glauben, wenn wir ein Handy und ein Tablet in der Hand haben, und ständig darauf starren, wären ‚up to date‘, begreifen aber nicht, dass diese Geräte, so innovativ sie auch sein mögen, nur Hilfsmittel sind. Hilfsmittel, um Informationen zu transportieren. Es geht um die Inhalte und nicht um die Verpackung. Diesen Fokus haben wir verloren."

Weil diese Geräte aber Bequemlichkeit forcieren, und die dahinterstehenden Algorithmen uns nur auf solche Seiten führen, die in das alltägliche Benutzer-Muster passen, besteht die Gefahr, die natürliche Neugierde zu verlieren. "Eine Neugierde, die gerade in der Kunst vom Publikum verlangt, sich mit Unbekanntem auseinanderzusetzen und dementsprechend gefordert zu werden. Dazu kommt, dass die digitale Welt nicht verzaubern kann, nicht jene Gefühle auslösen kann, die im zwischenmenschlichen Diskurs während eines Konzerts unweigerlich entstehen", so Martin Walch.

Nicht umsonst trägt das Ensemble den Namen Merlin, weil die Protagonisten genau diesen Zauber, der auch neuen Klängen innewohnt, erlebbar machen möchte. Ein Zauber, der allerdings häufig im quotenorientierten Weltmusikdenken ohne wirkliches künstlerisches Konzept untergeht. Wir sind heute bei weitem nicht so innovativ, wie um die Wende zum 20. Jahrhundert. Selbst die Bahn war schneller von Linz in Prag als heute.

Eine Kunst-Explosion

Die Kunst erlebte um diese Zeit eine Explosion, was Dichte und Qualität anbelangt. "Aber genau diese Kultur der Qualität ist es, die immer schwieriger zu vermitteln ist, denn einerseits verlangt sie ein gewisses Maß an Konzentration, Haltung, Denken, Unbequemlichkeit etc. und andererseits kann man Qualität nur verstehen, wenn man sie selbst erfahren hat, wenn man Zugang dazu bekommen hat." Das passiert nicht von selbst.

Daher darf man sich getrost darauf verlassen, dass das Angebot der Künstler und vielfach auch der Konzertveranstalter genau diese Wege ebnet und Räume eröffnet, die Visionen auslösen. Man muss sich nur darauf einlassen wollen. Daher – keine Angst vor Neuer Musik!

Konzert-Tipp: Merlin Ensemble "Klang / Kreuz / Weg", heute ab 19.30 Uhr im Brucknerhaus

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