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Madeleine Joel mag keine halbe Sachen

Von Reinhold Gruber, 27. Jänner 2023, 08:25 Uhr
Viktor Gernot ist einer der Duett-Partner von Madeleine Joel Bild: privat

Ganz oder gar nicht: Das ist das Motto der Jazzmusikerin Madeleine Joel. Und so bat sie Gäste zum Duett.

Sie hatte auch während der Pandemie-Zeit keine Phase, in der sie untätig war oder sich im kreativen Arbeiten limitiert gefühlt hätte, sagt die gebürtige Linzerin, die in Wien lebt. „Die Ideen, die in mir sind, wollen heraus, denn sie kennen keine Pandemie.“  Die Jazzmusikerin, die überzeugt sagt, keine halben Sachen zu mögen, hat sich für ihre fünfteilige Video- Reihe „Madeleine Joel lädt zum Knef-Duett“ Partner an ihre Seite geholt. Warum und wieso sie es noch einmal zur Musik von Hildegard Knef zog, verrät die 29-jährige Sängerin und Saxofonistin im OÖN-Interview.

Sie mögen keine halben Sachen. Entstehen also Ideen, um realisiert zu werden?

Madeleine Joel: Wenn ich eine Idee habe, dann lässt sie mich nicht mehr los. Dann weiß ich: Ich muss es tun, ich werde es tun. Ich überlege mir dann aber auch, wie viele Arbeitsschritte notwendig sein werden, um die Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Oft denke ich mir, dass ich mir da viel vornehme.

Stressen Sie sich da selbst?

Madeleine Joel: Nein. Die Idee für das Projekt mit den Duetten ist mir vor einem Jahr gekommen. Jetzt erst startet die Videoserie. Ich nehme mir die Zeit, die notwendig ist, um Qualität abliefern zu können. Aber mittendrin in dem Schaffensprozess habe ich mir schon gedacht, dass eine große Verantwortung ist, die ich mir da selbst aufgehalst habe. Ich war für alles in dem Projekt verantwortlich. Das sind viele Bereiche, von der Mithilfe beim Arrangieren über Probeplänen für meine Kollegen und Zeitpläne für den Studiobetreiber bis hin zur Gestaltung der Szenen, welches Licht und welche Kulissen notwendig sind. Ich habe auch allen Partner gesagt, was sie für das Duett-Video anziehen sollen (lacht).

Keine halben Sachen also.

Madeleine Joel: Ja genau. Die Ulrike Beimpold und ich haben uns abgesprochen, wie wir uns anziehen wollen, aber den Männern habe ich vorgeschrieben, wie sie sich zu kleiden haben.

Hat das mit Erfahrungen zu tun?

Madeleine Joel: Nein, die Duette sind Musikvideos, in denen ein Dialog gelebt wird, der auch szenisch dargestellt wird. Es gibt immer eine andere Kulisse. Das erste Duett mit Viktor Gernot („Du hast mir so gefehlt“, Anm.) ist eine Barszene, wo wir uns beide total aufgetakelt haben, weil wir uns endlich wiedersehen. Ich habe gewusst, ich ziehe das kleine Schwarze an, und ich habe ihm gesagt, dass es toll wäre, wenn er einen schwarzen Anzug anziehen könnte. Dann würden wir zusammenpassen.

Wie kam es überhaupt zur Idee?

Madeleine Joel: Die Hildegard Knef lässt mich nicht los. Ich habe mir überlegt, wie ich eine weitere künstlerische Verneigung vor ihr gestalten könnte. Ein zweites Album mit zehn Liedern und meiner Band „The Hildeguards“ aufzunehmen, erschien mir zu öd. Dann habe ich nachgedacht, wie ich die Lieder der Knef in neuer Form präsentieren könnte. Dann ist es mir wie ein Blitz eingefahren: Duette.

Eine Form, die Sie mögen?

Madeleine Joel: Ich liebe Duette. Mehrstimmigkeit gefällt mir. So war es klar: Hildegard Knef goes Duett. Im nächsten Schritt galt es Lieder zu finden, die sich für Duette eignen, die die Möglichkeit bieten, sich quasi zu besingen und dass eine Geschichte erzählt wird. Dann habe ich mich durch das ganze Knef-Repertoire gehört und es war schnell klar, welche Songs sich eigenen würden.

Woran erkennt man, dass sich ein Lied für ein Duett eignet?

Madeleine Joel: Es sind Liebeslieder. In allen fünf Duetten spielt die Liebe eine zentrale Rolle. Von Schmerz, Sehnsucht, Leidenschaft, Hingabe, Trauer – es ist alles dabei. Die Knef-Texte sind zum Teil extrem kitschig, sehr romantisch und eigenen sich bestens für Duette. Als die Songs klar waren, ging es um darum, mit wem ich sie singen möchte.

Die fünf Auserwählen haben Sie bestimmt oder wurden Sie gefunden?

Madeleine Joel: Ich habe sie gesucht. Das sind meine absoluten Traumpartner, wo ich mir gedacht habe, wenn ich so ein Projekt ins Leben rufe, dann möchte ich mit diesen Persönlichkeiten ein Duett singen. Mir konnte auch nichts passieren. Im schlimmsten Fall hätte ich eine Absage oder keine Rückmeldungen erhalten.

Beides davon ist offenbar nicht passiert.

Madeleine Joel: Ich habe von allen eine relativ rasche Zusage bekommen und bei den Männern, also bei Viktor Gernot, Drew Sarich, Thomas Gansch und Werner Auer, ist eine Zuteilung erfolgt. Ich habe aber jeden Schritt mit allen Partnern abgesprochen. Ulrike Beimpold ist die Ausnahme gewesen. Wir haben uns nicht gekannt und hatten unser erstes Telefonat, weil sie mich hören wollte, um festzustellen, ob die Frequenz stimmt. Ich habe ihr vorgeschlagen, was wir singen könnten, und sie hat dann gemeint: "Du, Madeleine, ich mag nicht 'Eine Dame werde ich nie‘ singen." Sie wollte etwas Tiefgründiges machen und  mit mir einen gemeinsamen kreativen Prozess durchmachen. Sie war am gesamten Prozess sehr beteiligt. Unser Duett ist das intensivste und künstlerisch am wertvollsten. Wir haben die Texte von zwei Knef-Liedern vermischt, das ist ein besonderer Dialog. Die künstlerische Idee kam von ihr, aber wir haben es gemeinsam umgesetzt. Sie mag immer inspiriert und bereichert werden.

Wenn man Duette mag, lässt man sich auf Menschen ein, und wenn man dann gemeinsam an so einem Duett arbeitet, ist das doch das Beste, was einem passieren kann, oder?

Madeleine Joel: Absolut. Es war eine totale Bereicherung für mich, natürlich auch die tollen Künstlern kennenzulernen, mit ihnen zusammen zu sein und zu singen. Das sind wertvolle Bekanntschaften und mit der Ulrike hat sich sogar eine Freundschaft entwickelt.

Was haben Sie von Ihren Duett-Partnern mitgenommen?

Madeleine Joel: Sie sind alle nur Menschen, egal wie erfolgreich wer ist. Es war alles auf Augenhöhe. Ich nehme mit, dass man keinen falschen Respekt vor erfolgreichen Personen haben braucht. Alle fünf sind Bühnenmenschen, machen eine Show. Jedes Duett ist anders. Aber dann habe ich auch die privaten Momente erlebt, wie sie sind als Menschen. Da denke ich mir: Wir sind alle gleich. 

Die fünf Duette bleiben aber nur ein Videoprojekt. Ein halbes Album wird es davon nicht geben?

Madeleine Joel: Fünf Songs sind zu wenig für ein Duett-Album. Zudem habe ich keinen Profit-Gedanken bei dem Projekt gehabt. Es stand die künstlerische Idee im Vordergrund. Ich wollte wieder etwas Neues präsentieren, aber eben auch in neuer Form, in diesem Fall mit Musik-Videos. Ich mag Facetten und Abwechslung. Natürlich könnte man sich überlegen, ob man zu den fünf Partnern sagt, wir nehmen alle noch ein Lied auf und dann wird es ein Album. Vielleicht wird es auch eine Show und wir stehen einmal gemeinsam auf der Bühne. In Gesprächen habe ich gemerkt, dass keiner abgeneigt wäre, die Knef-Duette auf die Bühne zu bringen, nur bräuchte es eine Programm- und eine Banderweiterung sowie eine Bühne, die passt. Und ehrlicherweise ein Haus, dass dies auch zahlen kann.

Für das Video-Projekt hatten Sie also ein Budget, mit dem Sie die Künstler bezahlen konnten?

Madeleine Joel: Ich habe mir ein Gesamtbudget für das Projekt angespart, weil ich sehr gerne unabhängig bin. Ich will nicht darauf warten, ob ich eine Förderung bekomme.  

Gibt es schon neue musikalische Pläne?

Madeleine Joel: Ich arbeite an einem zweiten Album, das nichts mit Hildegard Knef zu tun haben wird (lacht).  Es wird einmal weg vom Jazz in Richtung Popularmusik gehen und ich werde da eine ganz neue Facette von mir leben. Viel mehr kann ich noch nicht verraten. Aber eines möchte ich noch erwähnen, weil das hat mich wirklich zutiefst gerührt.

Was ist passiert?

Madeleine Joel: An dem Freitag, als das erste Video veröffentlicht worden ist, habe ich eine Nachricht über Facebook von Gabriele Runge erhalten. Das ist die derzeitige Lebensgefährtin von Paul von Schell, dem Witwer von Hildegard Knef, der immer gesagt, dass Hilde seine große Liebe war. Gabriele Runge hat mir geschrieben, das Paul und sie total begeistert sind von dem Duett mit Viktor Gernot. Sie wären so froh, dass es Künstlerinnen wie mich gibt, die Hildes Schaffen schätzen und gekonnt interpretieren. Es gibt so viele, die das nicht können und das schmerzt. Als ich das gelesen habe, war ich fassungslos. Denn die direkteste Verbindung, die es zu Hildegard Knef noch gibt, ist Paul von Schell. Das Feedback von ihm ist die Krone. Da ist mir echt der Atem gestockt.

(Info: Bis 10. Februar wird jeden Freitag ein weiteres Duett auf youtube.com veröffentlicht, die man gesammelt auch auf madeleine-joel.com sehen kann, wo es weitere Details zu lesen gibt.)

 

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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber

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