Kopfhörer #95: Die Rückkehr von Major Tom
Peter Schilling. Klingelt's? Der Mann, der "Major Tom" besang, der völlig losgelöst zu einer Hymne der Neuen Deutschen Welle wurde, macht wieder von sich hören. Er sorgt sich um die Welt.
40 Jahre ist es her, dass man an diesem Lied nicht vorbei kam. "Völlig losgelöst von der Erde, schwebt das Raumschiff völlig schwerelos". "Major Tom" machte Peter Schilling über Nacht zum Star einer Welle, die sich musikalisch hielt und heute noch als Stimmungsmacher auf Parties funktioniert - und das nicht nur bei den Zeitzeugen.
„Sind wir schon über dem Rubikon oder gibt es einen Weg zurück?“ Mit diesen mahnenden Worten meldet sich Schilling nun musikalisch wieder zu Wort. „Rubikon (ein Weg zurück…?)“ (Warner) heißt der Song im typischen Schilling-Sound mit einem Refrain, für den man leicht empfänglich ist, und der ein Thema anspricht, das heute wichtiger denn je ist: Klimaschutz.
Wie sagt Schilling richtig: „Alles, was wir unserem Lebensraum seit langer Zeit zumuten, wird uns sehr bald vor die Füße fallen, wenn wir keinen fundamentalen Kurswechsel in Sachen Klimaschutz vornehmen und weiterhin nichts oder zu wenig dahingehend unternehmen. Noch hält die Welt durch."
Der Song, der auch in der englischen Version („World hold on…“) veröffentlicht wurde, ist Vorbote für eine Best-Of-Sammlung von Peter Schilling, die Ende März 2023 erscheinen wird. Da startet auch „Major Tom“ wieder durch. Ob er einen neuen Höhenflug erleben wird? Man wird sehen.
Wilde Tanzmusik
Die deutsche Welle war schon etwas abgeklungen, als der Elektronik-Sound Anfang in den späteren 1980er Jahren seinen nächsten Erfolgsanlauf nahm. Das brachte etwa Camouflage heraus, die 1988 mit „The Great Commandment“ einen Hit landeten.
Die beiden Camouflage-Musiker Heiko Maile und Marcus Meyn haben sich 1992 den Luxus geleistet, unter dem Namen Areu Areu eine EP zu veröffentlichen, die wilde Tanzmusik bot, die 30 Jahre später immer noch Charme hat. „Ricky’s Hand“ funktioniert im richtigen Ambiente garantiert auch heute noch, um so manchen verstaubten Tanzboden zur energiegeladenen Bewegungszone zu machen. Die Wiederveröffentlichung von „Areu Areu“ (Bureau B) ist eine witzige Klangreise zurück, die besonders für jene, die erlebt haben, so manchen Deja-vu-Moment ermöglicht. P.S.: Den Beatles-Klassiker „Day Tripper“ haben Maile und Meyn auch ganz schön Beine gemacht.
Pulsierender Sound
„Warum kannst du nicht bleiben?“ Eine gute Frage, wenn sie los muss und er, der bleibt, sicher ist, dass dies den Lauf der Welt nicht entscheiden wird. Um diese Frage kreist „Böse Geister“, der Song des Wiener Indie-Pop Duos Yukno, das damit einen Volltreffer gelandet hat. Pulsierender Elektrosound, der schnell Bein wie Hirn erreicht, und zwischen Melancholie und Aufbruchstimmung die Einsamkeit, die jeder kennt, beschreibt.
Mit „Die Sterne von unten“ ist zudem jetzt ein zweiter Appetithappen für das Anfang März 2023 erscheinende Debüt-Album „Alles ist Vergangenheit“ erschienen. Die Aufforderung, sich treiben zu lassen, kommt im lässigen Sound daher, brennt sich rasch im Gedächtnis ein, zaubert ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht, auf das man durch die Nacht oder den Tag tänzelt, je nachdem, wonach einem ist. „Irgendwie ist es schön“, heißt es in dem Song. Dem ist nichts hinzuzufügen.