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Kopfhörer #90: Erinnerungen, das Salz des Lebens

Von Reinhold Gruber, 17. April 2022, 17:04 Uhr
Rubin erinnert sich an alte Zeiten und alte Weggefährten. Bild: Philipp Blickfang

Mit dem Fortschreiten der Lebensjahre wachsen die Erinnerungen. Sie werden auch ausgelöst durch Lieder. Also muss man Menschen dankbar sein, die das nicht vergessen haben, was man selbst schon für vergessen hielt, weil es einem niemand vor die Nase (oder die Ohren) hielt

Wie gut ist es auch, dass die nächsten Generationen das Nicht-Erlebte, weil noch zu jung, noch in leicht modifizierter Form hören können, weil ja alles wieder kommt. Irgendwann sollte auch das befreiende Lachen wieder kommen, aber das bleibt einem seit langem schon angesichts der ganzen Vorgänge in der näheren oder weiteren Umgebung im Hals stecken.

Doch das Lächeln, das der Block & Crown Remix von „Dolce Vita“ von Ryan Paris ausgelöst hat, ist immer noch nicht ganz aus meinem Gesicht verschwunden. Der 80er-Jahre-Klassiker aus der Italo-Disco (dort tummelten wir uns einst einmal im Jahr beim Urlaub mit den Eltern an der Oberen Adria herum und die Disco war der Rückzugsort, um seine Coolness-Faktor zu überprüfen und bei den Mädchen zu punkten). Hat das nicht funktioniert, was meist so war, blieb uns wenigstens noch Ryan Paris und sein „Dolce Vita“. Das war Balsam für die junge Seele. Schön, wenn das Jahrzehnte später noch solche Erinnerungen auszulösen vermag.

Erinnerungen gehören zu unserem Leben. An Schulkollegen, Weggefährten, mit denen man ein besonderes Erlebnis ein Leben lang teilt, und Menschen, die einmal in jungen Jahren so wichtig waren, und die man dann aus den Augen verloren hat. „Wir haben so viel ghabt zum Lachen, wir haben so wenig braucht zum Leben, wir haben nächtelang nicht geschlafen, i gfrei mi auf ein Wiedersehen“, singt der Burgenländer Rubin in „Oide Zeitn“ (Born & Raised).

Und auch wenn einem klar sein muss, dass man nicht für immer jung sein kann, so bleibt man doch im Geist jung, weil die Erinnerung an die alten Zeiten die eigene Jugend nicht verblassen lassen, sondern sie als Teil des Lebens sehen, in dem vieles so prägnant und wichtig war. Klasser Song, der einem das Gefühl in Erinnerung ruft, das wohl jeder kennt, wenn er in Gedanken dann und wann das Rad der Zeit zurück dreht oder plötzlich einem Menschen gegenübersteht, den er kennt, obwohl er ihn kaum erkannt hätte („Kennst mi no?“).

Sheepdogs im Clapton-Flair

Erinnerungen löst auch die Gitarre von „So Far Gone“ (Warner), dem neuen Song von The Sheepdogs aus. Denn das „Lay Down Sally“-Gefühl lässt einen Eric Clapton als große Inspirationsquelle vermuten. Wer einst selbst miterlebt hat, wie Mr. Slowhand den musikalischen Kosmos erweiterte, wird die Sheepdogs vielleicht schnell zu einem Fall für Plagiatsjäger machen, allerdings muss man sagen, dass „So Far Gone“ schon mit einer Lässigkeit daher kommt, der man sich nur schwer entziehen kann. Vor allem, wenn man aus einer Zeit kommt, als echte Instrumente noch von echten Menschen gespielt wurden.

Es sind manchmal die Lieder, von denen man nicht sofort weiß, warum sie einen mehr berühren als andere. „Casseroles & Flowers“ (Pennant/Believe Music) von Mike Edel ist so ein Lied. Eine Melodie, die die Seele streichelt, ein Arrangement mit einem wunderbaren, weil so unaufdringlichen und doch prägnanten Gitarrensolo, und ein Text, der bei näherer Betrachtung klar macht, dass hier ein Mensch eine besondere Erfahrung verarbeitet. Der Songwriter hatte vor einem Jahr einen Schlaganfall erlitten, seine Frau war mit ihrem ersten Kind schwanger. Das lässt sich hier alles hören.

 

Der ganze Schmerz, den der Verlust eines wichtigen Menschen auslösen kann, hat Bishop Briggs in „High Water“ zum Ausdruck gebracht. Ihrer verstorbenen Schwester widmet sie ein Stück Popmusik, das beim Hören insoferne bedrückt, als man die ganze Bandbreite der Gefühle der Schottin spüren kann. „I Miss You So Much“, singt sie und dazu hört man Kinderstimmen, aus einer Zeit, da die Schwestern noch gemeinsame Pläne hatten. Ein bemerkenswerter, intensiver Song, der die Oberfläche weit über sich lässt, ganz weit in die Tiefe menschlicher Empfindungen geht.

„Eines Tages werden wir sterben, doch an allen anderen nicht.“ So kann man den Gedanken an die Endlichkeit des Lebens auch begegnen. Provinz kredenzen diese Lebensweisheit in „Verrate deine Freunde“, einem Song, der mit seinem stampfenden Rhythmus jeden Ballsaal zum Tollhaus macht und wohl auch jedes Bierzelt oder besser gesagt seine Kurzzeit-Bewohner in schwerste Verzückung geraten lässt. Ein Hit mit Ansage.

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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber
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