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Kopfhörer #70: Neil Young und die gute alte Zeit

Von Reinhold Gruber   15.Dezember 2021

„Barn“ (Reprise). Ein Titel. Vier Buchstaben, die mehr bedeuten. Das merkt man schon beim Blick auf das Cover des neuen, 41. (!) Albums von Neil Young, das hier zur Zeitreise geladen wird. Denn die alte Scheune, die irgendwo im Nirgendwo zu stehen scheint, gibt es tatsächlich. In den Rocky Mountains stehts, wurde von Neil Young mit Ehefrau Daryl Hannah restauriert und ist der Ort, wo dieses Album mit seinen Spezis von Crazy Horse entstanden ist. 

Die Umgebung, die etwas von dieser Ursprünglichkeit vermittelt, von einer Langsamkeit im Leben erzählt, die man im hektischen Getriebe des Heute so vermisst, ist ideal, um die zehn Songs von „Barn“ aufzunehmen.

Natürlich steht die Hütte ein wenig unter Strom, wofür Crazy Horse ja bekannt sind. Aber Neil Young dreht am Rad der Zeit, indem er jenen wunderbaren Folk-Rock wiederbelebt, für den man ihn spätestens seit „Harvest“ mit Recht verehrt. 

Erdig ist die Musik. Ehrlich. Direkt. Die Texte erzählen von den guten alten Tagen, von der prägenden Herkunft, was aus Young einen „Canerican“ macht (halb Kanadier, halb Amerikaner), von der menschlichen Rasse und davon, dass man nie die Liebe vergessen sollte. Das wunderbare „Don‘t Forget Love“ schließt am Ende den Kreis eines Liederbogens, der mit „Songs Of The Season“ startet und sich ein wenig so anhört, als wäre Neil Young so liebend gerne durch seine eigene Vergangenheit gepoltert. 

Ja, es mag sich alt anhören, weil es halt auch schon lange Bestand hat. Aber „Barn“ verströmt  diesen Zauber, dem man erliegen kann, wenn man schon seinerzeit Neil Young zuhören durfte. Wie sang er doch einst schon: „Keep on rockin in a free world.“ So ist, so bleibt es.

Nicht gleich mit der Tür ins Haus fällt Kevin Whelan mit Aeon Station. „Observatory“ (Sub Pop) startet auf leisen Sohlen, um nach zwei Songs des Angewöhnens spätestens mit „Fade“ Fahrt aufzunehmen und klarzumachen, dass dieser Mann eine Vergangenheit im Indie-Rock (Stichwort The Wrens) hat. Auch wenn in den zehn Songs Whelan ein paar Mal Kante zeigt, so überwiegt doch meist die ruhige Note. Vom intim-akustischen „Queens“ bis zum fetzigen Stimmungsmacher „Better Love“ zeigt Whelan seine Fähigkeiten als Songwriter.

Und noch einmal Musikgeschichte: David Bowie war schon ein sehr spezieller Künstler, der sich immer wieder zu wandeln verstand. Das bedeutete aber auch, dass nicht zwangsläufig jede musikalische Phase von Bowie auf absolutes Hörverständnis stieß. Auf „Brilliant Adventure (1992 – 2001)“ (Parlophone) breitet sich auf 13 CDs sein „späteres“ musikalischen Schaffen aus, das die Alben „Black Tie White Noise“, „The Buddha Of Suburbia“, „Outside“, „Eartling“ und „Hours“ umfasst und nebenbei noch Live-Aufnahmen und Raritäten sowie das posthum veröffentlichte, 2001 entstandene „Toy“ enthält. Wer die 139 (!) Songs hört, findet Versäumtes, entdeckt aber auch, was für ein großartiger Künstler Bowie war, weil er bei aller Unterschiedlichkeit seines musikalischen Verständnisses und Songwritings immer erkennbar und er selbst blieb.

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23. April 2024