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Kopfhörer #48: Marie, das Lied, das allen gehört

Von Reinhold Gruber, 22. April 2021, 14:44 Uhr
„Marie“ hat ihnen den Weg gegebnet, Bassistin Romina hat Alle Achtung zum Italienischen gebracht. Bild: Universal Music

Jeder kennt das Lied „Marie“. Alle Achtung haben sich damit Türen geöffnet, durch die sie nicht gehen konnten, weil Corona alles Normale verhinderte. 

„Ich will nur, dass du tanzt zu diesem Lied.“ Mehr braucht es nicht, um Bescheid zu wissen. „Marie“ hat der fünfköpfigen Band aus Thal in der Steiermark über Nacht einen Top-Hit beschert. Der Wermutstropfen: Der Sommerhit des Corona-Jahres 2020 konnte von der Band live nur ganz selten gespielt werden.

Am 23. April werden Alle Achtung in der Remise in Bludenz nun nach langer Abstinenz wieder einmal die Konzertbühne betreten. Noch zuvor hatten die OÖN bei Sänger Stani und Gitarrist Max Bieder nachgefragt, wie es denn so ist, wenn man gefeierter Popstar ist, ohne so richtig von den Fans gefeiert werden zu können.

OÖN: Corona macht auch Künstlern das Leben nicht leicht. Wie habt ihr die Zeit bis jetzt erlebt und wo nehmt ihr die Motivation her, Musik zu machen?

Stani: Das vergangene Jahr war gerade was den Live-Sektor betrifft, ein wirklich blödes Jahr. Und gerade da haben wir mit „Marie“ den Hit gehabt.

Max: Wir hätten auch keinen Hit in dieser Zeit haben können (lacht).

Stani: Genau. Deshalb wollen wir uns auch nicht beschweren, weil wir trotzdem so viel erleben durften, was anderen Bands verwehrt geblieben ist. Wir haben Fernsehshows gemacht und immerhin drei Live-Konzerte gespielt, eines davon übrigens in Linz. Wir haben also vieles erlebt und das hat uns schon beflügelt.

OÖN: Wenn man zum Nichtstun verurteilt ist, wird einem da die Zeit nicht zu lang?

Stani: Wir sehen das anders. Wir haben Zeit gehabt, die wir sonst nicht gehabt hätten, weil wir wahrscheinlich ganz viel gespielt hätten. Die Zeit haben wir genützt, um Songs zu schreiben. „Sono Il Destino“ (die aktuelle Single, Anm.) ist einer von 15 neuen Songs, die in dieser Zeit entstanden sind.

OÖN: Ist es nicht schwierig dann, die Spreu vom Weizen zu trennen, wenn man so viel schreibt?

Max: Es muss nicht jeder Song veröffentlicht werden. Aber wir haben keinen Stress gehabt und wollten auch nicht krampfhaft eine zweite „Marie“ schreiben. Das funktioniert sowieso nicht. Aber die Zeit hat uns schon in die Karten gespielt, weil wir die Songs nicht auf Tournee im Bus ganz schnell noch fertigstellen mussten. Wobei man schon so ehrlich sein muss, dass es für Musiker und Künstler wichtig ist, dass es einen Punkt gibt, wo etwas fertig sein muss. Wir merken es auch beim Proben. Da muss man sich schon motivieren, um bei hundert Prozent zu sein.

OÖN: Warum?

Max: Wenn der genaue Zeitpunkt fehlt, bis wann die Show fertig sein muss, dann macht es das schwierig. Das ist vergleichbar mit einem Sportler, der die ganze Zeit trainiert, aber keinen Wettkampf hat.

OÖN: Ich gehe davon aus, dass ihr euch gefreut habt, dass es nun konkreter wird?

Max: Auf alle Fälle, wobei ein Konzert allein noch nicht der Schritt zurück ist. Aber es schaut jetzt viel konkreter nach Konzerten aus als noch vor zwei Monaten.

OÖN: Beim Songtitel „Sono Il Destino“ fragt man sich augenblicklich, was ihr mit Italien am Hut habt?

Stani: Im Song geht es darum, dass das Schicksal in Form einer mysteriösen unheimlichen Frau an meine Wohnungstür klopft. Wir haben uns gedacht, dass das nur eine Italienerin sein kann (lacht). Im Ernst: Wir haben durch unsere Bassistin Romina ganz stark den Bezug zu Sizilien und ihrer Geschichte vom Auswandern nach Österreich. Wir wollten ihr etwas geben.

Max: Sie hat sich auch darüber beschwert, dass sie als einzige in der Band kein Mikro hat. Da mussten wir etwas ändern und jetzt singt sie halt auch mit (lacht).

OÖN: Gibt es sonst eine sentimentale Beziehung zu Italien, wie sie ja viele Österreicher haben?

Stani: Seit die Romina bei uns in der Band spielt und die Leute entdecken, dass sie Italienerin ist, reagiert jeder sofort positiv und die meisten Leute haben sofort ein paar italienische Songtitel bei der Hand. Romina hat das gar nicht glauben können, dass man in Österreich von Eros Ramazzotti bis zu Jovanotti wirklich alles kennt. Italien ist so ein Sehnsuchtsort für viele Österreicher.

OÖN: „Sono Il Destino“ hört man den Sound von Alle Achtung an, ohne dass es aber gleich so ähnlich wie „Marie“ klingt. Wie schwierig war es, nicht zum Wiederholungstäter zu werden, wenn man weiß, wie ein Hit funktioniert hat?

Max: Nach dem Erfolg von „Marie“ war es eine Art Findung für die Band, wo sie hingehört und wie wir weiter machen. Irgendwann ist uns ein Licht aufgegangen. Wir lassen den Typ aus „Marie“, der ein bisschen vintage, retro und unbeholfen ist und von dem Stani sofort gesagt hat, dass er ihn spielen kann, auf dem Album, dass hoffentlich einmal kommt, weiter erzählen lassen. Er kann verschiedene Sachen erleben. Wichtig war uns, dass es beim Hören das Gefühl vermittelt, dass das Alle Achtung sein muss. So gesehen war das nicht so schwierig, nach „Marie“ weiter Songs zu schreiben.

OÖN: Ist da das Bandgefüge ein Vorteil?

Max: Wir lieben es, handgemachte Musik zu machen, nehmen im Studio alles analog auf. Das darf ruhig ein wenig schmutzig sein. So gesehen macht es die Band leichter.

OÖN: Wo nehmt ihr eure Inspiration her, aus dem täglichen Leben?

Stani: Wie gesagt, wir gehen der Frage nach, was der Typ, der „Marie“ gesungen hat, noch alles erleben kann. Da geht es um das Gefühl, unglücklich verliebt zu sein, aber auch darum, wie es ihm an seinem Arbeitsplatz ergeht. Wir mögen es, in unseren Songs Geschichten erzählen, und einige davon haben wir bereits fertig. Es kann auch durchaus etwas skurril sein.

OÖN: „Marie“ ist ein Partysong, von dem es viele Versionen gibt, die auch in Bierzelten Stimmung garantieren. Das wird auch jetzt freuen, weil es Tantiemen bringt, wenn der Song interpretiert wird, andererseits mag das die stilistische Abgrenzung der Band erschweren. Habt ihr das Problem, euch erklären zu müssen, dass ihr klassische Songwriter und echte Musiker und kein Projekt seid?

Stani: Das ist eine sehr gute Frage. Bei „Marie“ war uns relativ schnell klar, dass er sehr breit ist. Wir haben Videos von Kindergärten bis zum Altersheim bekommen, was uns klar gemacht hat, dass das Lied so viele Menschen trifft, dass man das gar nicht mehr aufhalten kann. Das hat sich etwas entkoppelt von uns.

Max: Am Anfang haben wir wirklich das Gefühl gehabt, dass der Song allen gehört und nicht mehr uns.

Stani: Das war schon eine eigenartige Erfahrung, die ich nicht negativ sehen würde. Es war am Anfang etwas schräg, wohl auch, weil wir damit nicht gerechnet hatten. Wir haben das nie als Bierzelt-Schlager-Musik empfunden, aber genau dort wurde es gespielt. Es war also zu Beginn ungewöhnlich, aber inzwischen finde ich das nicht schlimm und das hat jetzt nichts mit den Tantiemen zu tun (lacht).

OÖN: Sondern?

Stani: Dass „Marie“ ein Lied ist, das breiteste Bevölkerungsgruppen anspricht. Wir machen grundsätzlich Musik für Menschen und da ist es das Ziel der Band, Menschen zu erreichen. Wenn dann die einen dazu im Bierzelt feiern, dann ist das auch okay, aber wir verbiegen uns deshalb nicht.

Max: Wir wollen auch nicht krampfhaft im Bierzelt spielen. Wir haben also kein Problem damit.

Stani: Unser Credo ist, dass Menschen, wenn sie unsere Musik hören, nachher ein Stück glücklicher oder verändert sein sollen. Wo das überall passiert - ob im Bierzelt oder beim Nova Rock, wo wir auch gebucht sind – ist egal und zeigt aber auch, dass sich in der Musik immer mehr vermischt.

OÖN: Das ist sicher eine gute Entwicklung, aber steht da nicht der Neid etwas im Weg. Anders gefragt: Hat sich durch den Mega-Erfolg von „Marie“ die Liste derer vergrößert, die euch das neiden oder euch vorwerfen, dass ihr euch an den Kommerz verkauft habt?

Stani: Diese Neider wird es sicher geben, aber die meisten Erfahrungen von Musikerkollegen sind positiv. Wir kommen aus Thal, der Heimat von Arnold Schwarzenegger. Eine seiner fünf Regeln für den Erfolg ist, die Nein-Sager zu ignorieren.

Max: Wir haben sehr oft gehört, dass jetzt alle schon von „Marie“ als Sommerhit reden und das wird dann sicher nichts werden, was sich nachträglich als falsch herausgestellt. In der aktuellen Besetzung der Band sind alle so fokussiert und niemand glaubt ans Scheitern. Da muss man schon viel Kraft haben, um so einen Haufen aufzuhalten (lacht).

Stani: So ist es. Selbst, wenn Neid und Kritik kommen, so berührt uns das kaum, weil wir in der Band sehr klar wissen, was wir wollen. Wir bestimmen unseren Weg.

OÖN: Um zu zeigen, wofür eine Band steht, wäre ein Album zielführender als einzige Singles. Gibt es jetzt schon einen Plan, wann euer Album erscheinen wird?

Max: Wir sind sicher eine Album-Band, die das schätzt. Es wird ein wenig abhängig von der Live-Situation sein, weil man aus der Branche weiß, dass sich ein Album am besten verkauft, wenn man wieder Konzerte spielen darf. So gesehen müssen wir noch etwas geduldig sein. Wir sind vorbereitet, wir sind einige Schritte voraus und wir nutzen die nächste Zeit noch, um alles soweit fertig zu haben, dass wir dann praktisch auf Knopfdruck veröffentlichen können.

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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber

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