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Kopfhörer #2: Die Alben der Woche

Von Reinhold Gruber, 24. Jänner 2020, 16:58 Uhr
Neil Tennant und Chris Lowe sind jetzt schon seit 35 Jahren ein erfolgreiches Paar. Bild: Pelle Crepin

Diese Woche auf dem virtuellen Plattenteller der OÖN-Musikredaktion: Das neue, 12 Songs starke Album der Pet Shop Boys, dazu cooler HipHop mit 070 Shake, Deutsch-Rap mit Estikay und dank Male ein Blick ins Archiv, in die Zeit, als der Punk nach Deutschland kam.

Pet Shop Boys „Hotspot“ (Kobalt/Rough Trade)

Der Wiedererkennungswert zählt. Neil Tennant und Chris Lowe können darauf bauen. Seit Jahrzehnten. Das birgt natürlich auch die Gefahr, dass sich das sofort Erkennbare schneller abnutzt. Da die Pet Shop Boys aber immer ihr Ding machen, haben sie sich darum wenig geschert. 

„Hotspot“ wurde in den Hansa Studios am Potsdamer Platz in Berlin aufgenommen, die seit David Bowies Zeiten in der deutschen Hauptstadt Legendenstatus haben. Diese Umgebung mit reichlich musikalischer Geschichte scheint das Duo, dass den Elektronik-Pop in den 1980er Jahren gepflegt, kultiviert und in die Hitparaden in aller Welt manövriert hat, beflügelt zu haben. Denn es ist schon etwas her, dass man sich bei Tennant und Lowe so wohl gefühlt hat wie auf „Hotspot“.

Nichts ist neu, vieles klingt vertraut, erinnert aber an die besten Jahre des Duos, als „It‘s A Sin“, „Westend Girls“ oder „One More Chance“ Dauerläufer waren. Das mitreißend fröhliche „Dreamland“ trifft ebenso den Nerv der Generation, die die Hochblüte miterlebt hat, wie „I Don‘t Wanna“. „Hoping For A Miracle“ kommt entspannt daher, während auf „Monkey Business“ der Synthesizer-Sound klingt, als wäre die erste Spielkonsole gerade auf den Markt gekommen.

„Hotspot“ hat diesen Retro-Touch, der entzückend ist - und sich mit ein paar Songs sehr gut in die Meisterwerke der Pet Shop Boys einreiht.

070 Shake „Modus Vivendi“ (Universal)

Shake „Modus Vivendi“
Shake „Modus Vivendi“ Bild: Universal

Sie ist jung, sie singt und sie rappt. Doch 070 Shake – bürgerlich Danielle Balbuena - verfällt nicht den 0815-Modus, sondern reichert ihr Debütalbum mit vielen Stimmungslagen, Harmonien, Melodien und coolen Beats an, über die sie ihre Geschichten erzählt und besingt.

Dass sich für die 22-Jährige aus New Jersey nicht zuletzt aufgrund der Zusammenarbeit mit Kanye West (auf seinem jüngsten Album „Ye“ verlieh sie „Ghost Town“ den interessanten Touch) so manche Tür geöffnet hat, versteht sich von selbst. Doch auf den Loorberen hat sich die HipHop-Künstlerin nicht ausgeruht. 

So groß die Versuchung auch gewesen sein mag, Erwartbares zu produzieren, sie ließ sie links liegen. Dafür spannt sie ihren ganz eigenen Klangkosmos vor ihrer Hörerschaft auf, erreicht mit dem lässigen „Come Around“, dem hochinteressanten „Divorce“ oder dem cool vor sich hinplätschernden „Terminal B“ ihre Zuhörer. Das Klischee bekommt hier keinen Platz.

Estikay „Blueberry Boyz“ (Goldzweig)

Estikay „Blueberry Boyz“
Estikay „Blueberry Boyz“ Bild: Goldzweig

„Ich war nie auf die Charts fokussiert“, sagt der Hamburger Rapper. Das ist leicht gesagt, wenn die Hitparade im Sturm erobert wurde. Nun geht es auf dem zweiten Album um die Verteidigung des eroberten Terrains. Druck hat das Estikay vordergründig nicht gemacht. Er hat die Songs einfach passieren lassen, wie er sagt. Dahinter steckt aber natürlich auch ein sehr geschicktes Konzept. 

Das bedeutet gewohnten Style, Geschichten in unverblümter Wortwahl aus dem von „Eskapaden geprägten“ Leben des 28-Jährigen, der aber mit souligen Tönen zu fetten Beats immer danach trachtet, nicht zu kantig zu werden und immer auch wieder „sanfter“ zu umarmen (“California Dreamin‘). Denn die Charts sind schon süß genug, um wieder erreicht zu werden. So lässt sich ein cooles Party.Leben leichter leben. Das hört man „Blueberry Boyz“ auch an.

MALE „Zensur & Zensur“ (Tapete Records)

MALE „Zensur & Zensur“
MALE „Zensur & Zensur“ Bild: Tapete Records

Punk. Das war neu damals in den 1970er Jahren. Auch in Deutschland. In Düsseldorf entwickelte sich ab 1977 eine Punkszene. Mitten unter ihnen MALE. Aus der Taufe gehoben von Jürgen Engler, Bernward Malaka und Stefan Schwaab, erschien 1979 ihr einziges Album „Zensur & Zensur“. Es war das erste rein deutschsprachige Punkalbum und hat alleine schon deshalb Ausnahmestatus.

41 Jahre später zaubert das Hören ein Grinsen ins Gesicht jener Generation, die seinerzeit genau im richtigen Alter war, um zu erleben, wie Konventionen mit Füßen getreten wurden und dafür eine direkte, unverblümte Art namens Punk-Rock vielen Jugendlichen voll aus der Seele sprach.

MALE wurden dazu auch noch verstanden. Songs wie „Polizei“, „Planspiel“ oder „Sirenen“ sind auch vier Jahrzehnte später nicht von Staub bedeckt, sondern haben dieses Charme des Gestrigen, der heute aber auch wieder wichtig wäre. Dass man ausspricht, was man denkt. Dass man spielt, wie man fühlt. 

Die 18 (!) Songs des jetzt zum zweiten Mal wieder aufgelegten Albums sind mit elf Live-Aufnahmen von einem Konzert aus der Markthalle Hamburg am 29. Juni 1979 angereichert. Ein Fall fürs Archiv, der in diesem Fall wirklich Spaß macht.

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Autor
Reinhold Gruber
Lokalredakteur Linz
Reinhold Gruber

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