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Mit dem Göttlichen in den Ruhestand

Von Michael Wruss   30.September 2019

Das Konzert des Bruckner Orchesters unter Markus Poschner war am Samstag nicht nur Fest zum 170-Jahre-Jubiläum der Sparkasse OÖ, die zur Klassischen Klangwolke 2019 ins Brucknerhaus lud, sondern auch ein Fest für Anton Bruckner und zugleich der Abschied für einen der verdienstvollsten Musiker unseres Landes. Der Cellist Bernhard Walchshofer ist seit 1975 im Bruckner Orchester tätig und hat dabei immer wieder seine Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Ihm bei seinem letzten offiziellen Konzert zuzusehen, war ein Genuss. Ein Mensch, der ganz für die Musik lebt und in jeder Sekunde ein Maximum an Expressivität und Leidenschaft aus seinem Instrument zaubert. Mit Bruckners IX. einen Schlussstrich unter eine höchst erfolgreiche Karriere zu setzen, ist ein wundervolles Geschenk, zumal das Bruckner Orchester trotz des übervollen Konzert- und Opernreigens im September bei bester Laune und ohne Ermüdungserscheinungen in perfekter Disposition an die Sache heranging.

Mit dem Göttlichen in den Ruhestand
Bernhard Walchshofer

Der "musikalische Gott"

Denn es ging nicht bloß um die dem "lieben Gott" gewidmete IX. Symphonie, sondern auch um die dem "musikalischen Gott" Bruckners, Richard Wagner, gewidmete III. Symphonie. Zweimal d-Moll und doch zwei vollkommen unterschiedliche Welten, wenngleich die letzte Revision der III. 1888/89 mitten in die Arbeit an der IX. hineinfällt und Bruckner sein traumatisches Erlebnis der desaströsen Uraufführung 1877 durch eine komplette Neufassung, die auch klanglich eine andere Sprache spricht, überwindet. Somit sind die beiden d-Moll-Giganten auch durch ihre thematischen Bezüge gar nicht so weit voneinander entfernt, wie man zunächst glauben würde.

Diese Idee verfolgt Markus Poschner in seinen Interpretationen, die wiederum den Text Bruckners neu lesen und neue schlüssige Lösungen für die Problematik mancher Übergänge und Temporelationen finden. Überhaupt wählt Poschner zügige und doch geerdete Tempi, die den Kosmos einer Symphonie überspannen und zwischen den Sätzen Zeitrelationen aufbauen. Weiters beeindruckt die genaue Lesart der scheinbaren Nebenstimmen, wodurch polyphone Einsätze hervortreten, bzw. bekommen manche sonst oft im Geschehen untergehende Stimmen tragendes Gewicht.

Klanglich setzt Poschner mit seinem Bruckner Orchester auf klare, helle Farben, die bisweilen eine gewisse Schärfe haben, aber trotzdem nicht brutal wirken, sondern allein der Durchhörbarkeit dienen. Dafür klingen dann weiche Kantilenen umso vollmundiger und sonorer und sind dabei höchst intensiv phrasiert.

Fazit: Auch für die III. und IX. Symphonie präsentierte Markus Poschner ein neues, höchst wirkungsvolles und nahe am Text laufendes Konzept, das mit dem großartigen Bruckner Orchester perfekt aufgegangen ist. Standing Ovations.

Brucknerfest

Das Brucknerfest läuft noch bis 11. Oktober. Kommende Woche stehen weitere Hochkaräter auf dem Programm.

Die japanische Bratschistin Nobuko Imai und das Auryn Quartett gastieren am 1. Oktober, 19.30 Uhr, im Mittleren Saal. Auf dem Programm steht Kammermusikalisches von Mozart, Bruckner und Schubert.

Der Vorarlberger Pianist Aaron Pilsan gilt als Shooting-Star seines Genres. Am 3. Oktober, 19.30 Uhr, spielt der 24-Jährige Werke von Bruckner, Schumann und Schubert.

Nur noch Restkarten gibt es für das Gastspiel von Weltstar Piotr Beczala am 6. Oktober um 18 Uhr im Großen Saal. Begleitet wird der Tenor, dessen Karriere in Linz begann, am Klavier von Helmut Deutsch.

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28. März 2024