Mit Bruckners Siebenmeilenstiefeln auf Nordpolexpedition
Anton Bruckner, der als Improvisator auf der Orgel halb Europa bereiste, war von den großen Abenteurern seiner Zeit enorm beeindruckt. So weckte die österreichisch-ungarische Nordpolarexpedition 1872-74 unter der Leitung von Carl Weyprecht und Julius Payer sein Interesse und wahrscheinlich auch ein stilles Verlangen, dorthin aufzubrechen. Im Konzert der UpperAustrianSinfonietta unter der Leitung von Peter Aigner ermöglichte ihm die junge oö. Komponistin Tina Geroldinger am Montag im Brucknerhaus, seine Sehnsucht musikalisch zu stillen.
In "Expedition Nordpol – Anton Bruckners Traumreise" spürt sie Klängen der Eiseskälte nach und geht für das junge Orchester fein umsetzbar auf große Entdeckungsreise. Eine, die mit dem Orchester gekonnt umzugehen weiß, durchaus mit traditionellem Material spielt und trotzdem nicht in die Falle tappt, Bruckner plump zu zitieren. Ein akkurates Werk, das die jungen Musiker beeindruckend umgesetzt haben.
Eleonor Sophie Plöchl war die eindrucksvolle Solistin in Tristan Schulzes 2019 entstandenem Konzert für Marimbaphon op. 95, das durchaus augenzwinkernd durch die weite Welt der Musik streicht und dabei das Publikum in einen subtilen Klangkosmos eintauchen lässt. Dazu ein feiner Solopart, der viel Raum zur künstlerischen Entfaltung bietet, was die Solistin weidlich nützte und sowohl mit viel Gefühl als auch mit gekonntem Spiel restlos überzeugte.
Nach der Pause dann eine Expedition in Siebenmeilenstiefeln. Denn auch wenn Bruckner seine Studiensymphonie als "Schularbeit" bezeichnete, so ist sie für ein Orchester mit einem Durchschnittsalter von rund 16 Jahren alles andere als eine kleine Hausaufgabe. Zwar haben die jungen Musiker die Stiefel nicht ganz ausfüllen können, sind aber darin ziemlich beeindruckend an ein erfolgversprechendes Ziel gekommen und haben große Momente erleben lassen. (wruss)
Fazit: Ein gelungener Konzertabend mit einer vielversprechenden jungen Solistin.