Woran schreiben Sie gerade?
Die OÖNachrichten haben zwölf oberösterreichische Autorinnen und Autoren gefragt, woran sie gerade schreiben.
Walter Kohl
Ein alternder Linksintellektueller landet wegen Bypass-Operationen in einem Krankenhauszimmer voller FPÖ wählender Männer. Der Protagonist des Romans, der aus ärmlichsten Verhältnissen kommt, sieht sich für Wochen umgeben von Menschen „seiner“ Herkunftsklasse. Es wird ihm klar, dass er, der sich für einen Linken hält, die Arbeiterklasse verraten hat.
Judith W. Taschler
Es ist eine Familiensaga, die in Wien, Paris, im Mühlviertel und in Milwaukee spielt – von 1880 bis zur Gegenwart. Es geht um die eineiigen Zwillingen Max und Carl, die sich ein Leben „teilen“, da einer von ihnen für tot erklärt wurde. Im zweiten Teil ist ein Spross dieser Familie als Dolmetscher der SS in Paris stationiert und verliebt sich in eine Pariserin, die gedemütigt und erschossen wird.
Martin Pollack
Ich bin vollauf mit Lesungen beschäftigt, die mir mein jüngstes Buch beschert hat. Aber natürlich denke ich schon an neue Themen (bei mir sind es immer mehrere). Ganz im Vordergrund steht ein Buch, das nicht mit Zeitgeschichte zu tun haben soll, sondern mit meinem Garten, mit den Tieren, die dort hausen und mir Freude bereiten (manchmal auch Arbeit), aber das muss erst reifen.
Teresa Präauer
Im Wiener Schauspielhaus ist ab 9. Jänner 2020 die Wiederaufnahme der Bühnenadaption meines Romans „Oh Schimmi“ zu sehen. In der Literaturzeitschrift „Volltext“ schreibe ich in der Kolumne „Präauer streamt“ regelmäßig über das Videoschauen und -klicken im Internet. Außerdem stehe ich am Anfang der Arbeit an einem größeren Prosawerk.
Franzobel
Ein Roman über Gugelhüpfer. Der Gugelhupf als Symbol für unsere aufgequollene Zeit. Zu wenig stolz, um sich als Torte zu behaupten, und zu eingebildet, sich noch als Kuchen zu bezeichnen. Der Gugelhupf ist ein aufgebackener Mitläufer. Quatsch. Woran ich wirklich schreibe? Es ist etwas Historisches. Etwas Voluminöses, aber über ungelegte Eier soll man nicht reden, die gehören in den Gugelhupf.
Corinna Antelmann
Es ist ein Roman, in dem es um Frauen geht, die sich organisieren, um gängige Strukturen zu verändern. Ziel ihrer radikalen Maßnahmen soll sein, sich von gewohnten Denk- und Verhaltensmustern abzuwenden: Eingriffe in Naturprozesse, statt dem Leben selbst zu vertrauen, sollen gestoppt und die Erde wieder als Organismus begriffen werden.
Kurt Palm
Ich habe soeben ein Theaterstück mit dem Titel „Die Verlockung“ fertiggeschrieben, das in meiner Inszenierung am 12. Dezember im Werk X in Wien uraufgeführt wird. Außerdem ist das Stück „Glücklich ist, wer vergisst“ für sieben alte Schauspielerinnen und Schauspieler in Arbeit. Weiters schreibe ich an einem Prosatext, in dem es um den Großstadtlärm geht: „Klopfgeräusche. Eine Tirade“.
Reinhard Kaiser-Mühlecker
Die Arbeit an einem kleinen Nachwort für einen im Frühjahr erscheinenden Erzählband des dänischen Schriftstellers (Literatur-Nobelpreisträger von 1944) Johannes V. Jensen habe ich gerade abgeschlossen. Ein hervorragender Autor – eine Empfehlung für alle, die ihn nicht kennen. Und jetzt schreibe ich an einem Text, der nächstes Jahr vertont und aufgeführt werden soll.
David Fuchs
Zwischen den Lektoratsrunden für meinen zweiten Roman, der im Frühling 2020 erscheinen wird (im Verlag Haymon, wie Fuchs’ 2018 erschienener Debütroman „Bevor wir verschwinden“, Anm.), lese ich vor allem viel, arbeite aber auch an Gedichten. Unter anderem an einem Zyklus namens „handbuch der pflanzenkrankheiten“, der mich schon seit längerer Zeit beschäftigt.
Thomas Baum
Mein historisch belegtes und soeben fertiggestelltes Theaterstück „Die Affäre Odilon“ hat am 6. Februar am Linzer Theater Phönix Premiere (Regie: Alexander Kratzer, es spielen u. a.: Ferry Öllinger, Anna Maria Eder, Helmut Fröhlich, Ingrid Höller, Markus Hamele). Für den Haymon Verlag schreibe ich an meinem nächsten Krimi rund um den knorrigen Chefinspektor Robert Worschädl.
Rudolf Habringer
Ich bereite ein kabarettistisches Programm mit Musik vor: „Das Leben ist ein Hund“, Premiere: 19. November in der Linzer AK. Ein Roman ist beinahe fertig. 2020 ist ein Erzählband geplant, dessen Protagonistinnen und Protagonisten eines verbindet: Sie wohnen im Speckgürtel einer Großstadt. Ihre Geschichten kreuzen sich durch den gemeinsamen Lebensraum und das Pendeln mit der Lokalbahn.
Anna Weidenholzer
Ich schreibe an Erzählungen, die zwischen Tadschikistan, den USA, Hongkong und Österreich spielen. Ein Text aus diesem Projekt wird im Februar 2020 an der Akademie der Künste in Berlin (wo Weidenholzer in diesem Jahr Stipendiatin ist, Anm.) zu sehen sein. Für die Ausstellung der Jungen Akademie arbeite ich mit der estnischen Künstlerin Liina Siib zusammen, die ich sehr schätze.
Es wurden 8 Männer und 4 Frauen befragt. Repräsentativ? Sicher nicht.