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Weihnachten am Rande des Unaussprechlichen

24.November 2019

Spätestens seit seinem Roman "Liebe unter Fischen" weiß man: Dieser René Freund sieht in die Herzen der stolzesten Frauen. In seinem neuen Roman "Swinging Bells" blickt er noch tiefer in die Pumpwerke des menschlichen Seins. Dort, wo der Partnertausch und die Polyamorie – die Liebesbeziehungen mit mehreren Personen – daheim sind. Und das kann durchaus das private Wohnzimmer sein, der vermeintliche Hort der Normalität.

Darin freuen sich Sandra und Thomas auf ein Weihnachten zu zweit, ohne verwandtschaftliche Verpflichtungen. Blöd nur, dass heute noch Leute vorbeikommen, die das zum Verkauf angebotenen Bett abholen wollen. Doch das Paar, das da an der Tür läutet, macht so gar keine Anstalten, den Schlafbehelf hinauszutragen, sondern macht es sich auf dem Sofa bequem; Prosecco hat man mitgebracht. Sandra und Thomas wollen nicht unhöflich wirken und trinken einen Schluck mit. So beginnt ein Abend, der wie eine Verwechslungsgeschichte anhebt, sich aber bald in ein Kammerspiel entwickelt, das psychologisch ans Eingemachte geht.

Zwischenschmunzelnd

Über weite Strecken lässt einen der Roman an die Jingle-Bells-Zeile "Laughing all the way" denken, aber es ist nicht nur "fun to ride". Denn bald poppen verdrängte Wünsche bei den "Normalos" auf, dann wieder hinterfragen die "Freigeistigen" ihr Treiben. Längst ist den Gastgebern klar geworden, dass die beiden Eindringlinge nicht das Bett abholen wollen, sondern fälschlicherweise an einer Tür klingelten, wo kein Swingerpaar aufs Spiel mit den Glocken wartet.

Hobbybergsteiger Freund zeigt sich im Fels der Beziehungen trittsicher. Peinlich mögen seine Figuren bisweilen agieren, der Text ist es nicht. Vielmehr offenbart er eine Komödie mit Substanz. Sie zu verfilmen wäre höchst reizvoll. (but)

René Freund: "Swinging Bells", Roman, Deuticke, 192 S., 18,50 Euro Lesungen: 28. 11. LMS Großraming, 13. 12. Bücherei Grünau, 15. 12. Schloss Puchberg, Wels

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29. März 2024