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Verschwunden – wo sind sie alle hin?

Von Roswitha Fitzinger, 20. Mai 2023, 15:30 Uhr
Verschwunden – wo sind sie alle hin?
Ibtisam Azem ist eine in New York lebende palästinensische Autorin und Journalistin. Bild: Ephrem Kossaify

Ein ungewöhnliches Gedankenexperiment unternimmt die palästinensische Autorin Ibtisam Azem in ihrem dritten Buch: Das Verschwinden eines ganzen Volkes.

Kein Akam und keine Jasmin, die ihren Hummusladen öffnen, kein Tagelöhner Jussuf, der auf seinem Stand Orangen verkauft, keine Busfahrer, fehlende Ärzte in Krankenhäusern und spurlos aus dem Gefängnis verschwundene Gefangenen – von den Palästinensern fehlt eines Tages in ganz Israel jede Spur. Die Verwirrung ist groß, zumal das Verschwinden ohne einen Tropfen Blutvergießen über die Bühne gegangen zu sein scheint. Für die einen ist es die Lösung aller Probleme, ein "Wunder Gottes", die anderen befürchten einen Sturm der im Ausland und in Flüchtlingslagern lebenden Palästinenser auf das Land. Die Flughäfen sind gesperrt, Armee und Geheimdienste in Alarmbereitschaft.

Auch Ariels Freund Alaa ist verschwunden. Beide leben sie im selben Wohnhaus in Tel Aviv, sind in der Stadt aufgewachsen und befreundet. Ariel, der Journalist, ist jüdischer, Alaa, der freiberuflich als Kameramann arbeitet, ist palästinensischer Herkunft. Sie sind die Hauptfiguren von Ibtisam Azems spannendem Gedankenexperiment.

Während Ariel die Stimmung im Land beschreibt, lässt die Autorin den Verschwundenen von einem historischen Verschwinden erzählen, der sogenannten Nakba. Alljährlich am 15. Mai protestieren die Palästinenser gegen den Verlust ihrer Heimat anlässlich der Staatsgründung Israels 1948. Man geht davon aus, dass damals, während und nach des ersten arabisch-israelischen Krieges, 700.000 Menschen aus dem heutigen Israel flohen oder vertrieben wurden.

Die Autorin macht Alaas Großmutter zur Symbolfigur der Heimatlosen. Obwohl sie damals im Land blieb, während ihr erster Mann samt Familie floh, wurde sie von Jaffa ins Adschami-Viertel umgesiedelt, lebte fortan hinter Stacheldraht und unter Militärverwaltung: Wunden, die nie verheilten, niedergeschrieben von Alaa in einem roten Notizbuch. Als Ariel es auf der Suche nach seinem Freund in dessen Wohnung findet, beginnt er eine Übersetzung ins Hebräische, will eine Chronik der Zeit vor dem Verschwinden verfassen.

Fiktion und die Geschichte eines Landes/eines Volkes treffen in diesem Buch aufeinander, werden facettenreich dargestellt und lassen einen bewegt zurück.

  • Ibtisam Azem: „Das Buch vom Verschwinden“, Verlag Lenos Babel, 271 Seiten, 27,50 Euro
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Autorin
Roswitha Fitzinger
Roswita Fitzinger
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1  Kommentar
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JosefBroz (4.497 Kommentare)
am 21.05.2023 12:31

Traurig genug, dass mensch solche Bücher schreiben muss.

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