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Stephen Hawkings Vermächtnis

Von Von Alfons Krieglsteiner   01.Dezember 2018

Am 14. März 2018 ist Stephen Hawking gestorben. Jetzt ist posthum sein letztes Werk erschienen. "Kurze Antworten auf große Fragen" lautet der Titel. Im lockeren Plauderton zieht Hawking die Bilanz seiner Forschungsarbeit und bringt den aktuellen Wissensstand der Kosmologie auf den Punkt. Wie schon in seinem 1988 erschienenen Weltbestseller "Eine kurze Geschichte der Zeit" kommt er (fast) ohne mathematische Formeln aus und erleichtert damit das Verständnis seiner großen Themen.

Es ist das Vermächtnis eines genialen Forschers und eine Liebeserklärung an die Menschheit. Seine Botschaft lautet: "Seid neugierig! Und ganz egal, wie schwierig euch euer Leben vorkommt: Es gibt immer etwas, das ihr tun – das ihr erfolgreich tun könnt."

Ein schwieriges Leben – das hatte Hawking mehr als andere. 50 Jahre lang litt er an der unheilbaren Muskelerkrankung ALS. In einem Rollstuhl sitzend, war er ständig auf Hilfe angewiesen. Doch sein Geist durchdrang die unermesslichen Sphären des Universums, um ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Ein "Dulder" sei er gewesen, schreibt seine Tochter Lucy in ihrem berührenden Nachwort. Seine letzten Worte bleiben ihr in Erinnerung: "Dass ich eine wunderbare Tochter gewesen sei und dass ich keine Angst haben sollte."

Gibt es einen Gott? Wie hat alles angefangen? Können wir die Zukunft vorhersagen? Was befindet sich in einem Schwarzen Loch? Sollten wir den Weltraum besiedeln? Sind Zeitreisen möglich? Das sind einige der "großen Fragen", auf die Hawking eine "kurze Antwort" gibt. Antworten, in denen bei allem wissenschaftlichen Ernst immer wieder sein trockener Humor aufblitzt. Wenn er etwa zum Thema "Zeitreisen" von einer Party berichtet, die er 2009 in seinem College in Cambridge veranstaltet hatte: "Damit nur echte Zeitreisende kommen, habe ich die Einladungen erst nach der Party verschickt. Am Tag der Party saß ich im College und hoffte, aber niemand kam."

Ein Universum aus dem Nichts

Hawkings Weltbild ist nihilistisch, für Gott ist darin kein Platz. Das Universum ist für ihn eine Maschine, die bestimmten Gesetzen gehorcht – Gesetzen, die vom menschlichen Verstand begriffen werden können. Entstanden sei es, weil sich das Nichts selbst spontan "materialisiert" habe. Es ist ein Accessoire des Nichts, denn positive und negative Energie im Kosmos ergeben in Summe den Wert Null, also nichts. Hawking vergleicht es mit dem Aufschütten eines Erdhügels. Die Masse des Hügels ist genauso groß wie jene, die in dem Loch fehlt, aus dem er aufgeschüttet wurde. Gesamt gesehen, kommt nichts dazu.

Für ein Universum, das sich zu Nichts addiert, braucht man keinen Schöpfergott. "Niemand hat es geschaffen und lenkt unsere Geschicke", schreibt Hawking. Daraus folgt: Der Mensch ist für sich allein verantwortlich. Mit Hilfe seines Verstandes, dessen Möglichkeiten er durch Künstliche Intelligenz unendlich erweitern kann, werde er die Zukunft meistern und eines Tages den Weltraum besiedeln.

 

Stephen Hawking: "Kurze Antworten auf große Fragen", aus dem Englischen übersetzt von Susanne Held und Hainer Kober, Verlag Klett-Cotta, 255 Seiten, 20,60 Euro.

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