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Montagsdemo als Impuls für das Ende der DDR

09.November 2019

Wer Mauerfall sagt, denkt unweigerlich an die magischen Abendstunden des 9. November 1989 in Berlin, als die mutigen Menschen das Schandmal zwischen Ost- und Westberlin zum Einsturz brachten. Dabei wären diese von Glückseligkeit durchfluteten Momente ohne die Ereignisse vom 9. Oktober in Leipzig wohl gar nicht möglich gewesen.

An diesem denkwürdigen Abend fand in der sächsischen Stadt die bisher größte Montagsdemonstration statt – 70.000 Bürger protestierten nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche unter dem Motto "Keine Gewalt" gegen die Herrschaft der greisen Führungsriege. Die heimlich und unter Lebensgefahr gedrehten TV-Bilder von Aram Radomski und Siegbert Schefke, die von einem "Spiegel"-Journalisten in den Westen geschmuggelt und in der ARD gezeigt wurden, gingen um die Welt – und sie beschleunigten das Ende der DDR.

8000 Sicherheitskräfte hatte das wankende Regime aufmarschieren lassen, Ärzte in den Spitälern wurden zum Nachtdienst verdonnert und der Vorrat an Blutkonserven wurde massiv aufgestockt. Die Gefahr einer "chinesischen Lösung" war real. Gemeint war damit die gewaltsame Niederschlagung der politischen Proteste in China im Juni 1989.

Teil der "Leipziger Sechs"

In diesem Buch schildern die beiden Autoren (Vater und Sohn), warum am 9. Oktober in Leipzig kein einziger Schuss fiel. Bernd-Lutz Lange war einer der "Leipziger Sechs", die an diesem Montag einen Aufruf verfassten, den Gewandhausdirektor Kurt Masur über den Stadtfunk verlas – und der entscheidend dazu beitrug, dass diese Demonstration nicht in einem Blutbad endete.

Langes Spurensuche 30 Jahre danach liest sich hoch spannend. Und er fördert bisher Unbekanntes an die Oberfläche. Sein Sohn Sascha Lange wiederum zeichnet den Weg zum 9. Oktober anhand von Akten, Flugblättern, zeitgenössischen Zeitungsausschnitten und Fotos gekonnt nach.

Bis heute gibt es keine umfassende seriöse wissenschaftliche Aufbereitung der Ereignisse des 9. Oktober – und dieses Buch kann und will diese Lücke nicht schließen. Es ist aber ein wichtiger Beitrag zum Verständnis dieses schicksalhaften Montags, der die deutsche Geschichte entscheidend veränderte. (schuh)

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20. April 2024