„Meine Liebe wird nie auf die Probe gestellt“
Was Bruce Springsteen und betrunkene SMS mit der Entstehung seines Toten-Hosen-Buches zu tun hatten, verrät Thees Uhlmann (45) im Interview. Am 30. Mai tritt der Hamburger, wenn die Coronakrise es erlaubt, auch musikalisch in Linz in Erscheinung – als Headliner des Stream-Festivals.
Vier Fragen an ... Campino
Gemeinsam mit seiner Band Die Toten Hosen veröffentlichte der 57-Jährige zuletzt das Akustikalbum „Alles ohne Strom“.
1. Thees Uhlmann hat den Hosen mit seinem Buch ein charmantes Denkmal gesetzt. Wie fühlt es sich an, literarisch derart gewürdigt zu werden?
Das Schönste an dem Buch ist, dass Thees ja in Wahrheit nicht über die Toten Hosen schreibt (lacht). Sondern er benutzt die Hosen lediglich als einen feinen literarischen Rahmen, um mit seinen Gedanken über seine Jugend auf dem Land zu mäandern. Das ist toll. Ich mag seine Schreibe. Seinen Tonfall, dieses Verquere. Er hat einen ganz eigenen Sound.
2. Inwiefern?
Niemand kann ihn kopieren: die Themen, die er verwurstet, die Bilder, die er im Kopf hat. Es gibt keinen Besseren als Thees Uhlmann. Abgesehen davon ist er einer der liebevollsten und solidarischsten Typen, die ich jemals getroffen habe. Es ist ein wahres Vergnügen, mit ihm einen Abend zu verbringen. Ein echter Freund. Und dass so jemand ein Buch schreibt, das auch noch so gut ankommt, erfüllt mich mit viel Freude.
3. Können Sie sich noch an das Hosen-Konzert vom 10. Dezember 1988 erinnern, das Uhlmann als prägendes Erlebnis in seinem Buch beschreibt?
Das war in Hamburg, bei „Der Macht der Nacht“. Die „BILD“-Headline war danach „Chaos: 43 Verletzte bei den Toten Hosen“. Es war eine Winternacht, es war rutschig, weil es so viel geregnet hatte. Alles war so dicht gedrängt – und das auf einem Holzboden. Die Menschen haben sich wirklich übel hingelegt. Die Krankenwagen fuhren dauernd rein und raus. Die Veranstalter waren total überfordert. Das war eine Zeit, in der es wirklich noch wild war! Solche Abende vergisst man nicht.
4. Was wurde aus der damaligen Vorband Asmodi Bizarr, die Uhlmann dank ihres schönen Namens so faszinierte?
Die gibt’s immer noch! (lacht) Ihr Bassist Andy Wahl betreibt in Düsseldorf viele tolle Projekte gegen Rechtsextremismus und schreibt uns regelmäßig an. Die Sängerin hat uns immer ausgeholfen, wenn die „Roten Rosen“ (das Spaßprojekt der Toten Hosen, Anm.) eine weibliche Stimme brauchte. Das ist Düsseldorfer Familie. (ll)
Das Buch
Charmant, mit viel Passion skizziert Thees Uhlmann in diesem lässigen Essay seine jahrzehntelange Beziehung zu den Toten Hosen. Die Anekdotendichte ist groß, der Schmäh hamburgisch trocken.
Thees Uhlmann: „Die Toten Hosen“, Kiwi, 192 S., 12 Euro HHHHHI