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„Meine Liebe wird nie auf die Probe gestellt“

Von Lukas Luger, 28. März 2020, 00:05 Uhr
Thees Uhlmann
Thees Uhlmann Bild: Ingo Pertramer

Rockstar Thees Uhlmann hat nach „Sophia, der Tod und ich“ ein neues Buch geschrieben.Und zwar eine fulminante Liebeserklärung an die Toten Hosen.

Was Bruce Springsteen und betrunkene SMS mit der Entstehung seines Toten-Hosen-Buches zu tun hatten, verrät Thees Uhlmann (45) im Interview. Am 30. Mai tritt der Hamburger, wenn die Coronakrise es erlaubt, auch musikalisch in Linz in Erscheinung – als Headliner des Stream-Festivals.

OÖN: Guten Morgen, Herr Uhlmann! Welcher Rockstar, der etwas auf sich hält, setzt denn bitte schön einen Interviewtermin für 8.30 Uhr in der Früh an?

Thees Uhlmann: (lacht laut) Ein Interview von Punks über Punks in aller Herrgottsfrühe – genau mein Ding! Das ist halt der schleichende Übergang vom Rockstar zum Literaten. Ich bin ja schon lange Vater, da geht dir das frühe Aufstehen in Fleisch und Blut über. Ich mag das.

OÖN: Ursprünglich wollte der Verlag von Ihnen ein Buch über Bruce Springsteen. Das klingt doch nach einer guten Idee. Warum hat das nicht geklappt?

Bei Springsteen bin ich „nur“ Fan. Ich kann diese Kunst, seine Musik, als Deutscher aber niemals vollständig durchdringen. Der Highway und die „gas station“, über die Bruce singt, sind etwas anderes als die Autobahn und die Tanke, die ich kenne. Bei den Toten Hosen versteh ich aber jedes Detail.

Campino hat im OÖN-Interview gemeint, dass das Schönste an Ihrem Buch sei, dass Sie ja gar nicht über die Hosen schreiben würden. Sondern vielmehr seien die Hosen nur das Fundament für Sie, um über Ihre Jugend am Land zu philosophieren. Hat er da recht?

Total! Ich bin ja kein Journalist, sondern ein Freund. Ich habe Campino vorab gefragt, und er meinte nur: „Thees, wenn das Buch nur halb so lustig wird wie die SMS, die du uns besoffen um halb drei in der Früh schreibst, dann leg doch los!“ Die Biografie der Band kennt jeder, das wollte ich nicht wiederkäuen. Sondern, im Sinne des Punk-Gedankens, eine Art subjektives „Fanzine“ schreiben. Von mir. Über mich. Mein Leben. Meine Liebe zu dieser fantastischen Musik.

Was haben Sie beim Schreiben, beim intensiven Eintauchen in Ihre Jugenderinnerungen, über sich selbst gelernt?

Dass ich eigentlich ein treuer Typ bin. Wenn ich mich in eine Band oder einen Fußballclub verliebe, dann so richtig und auf ewig. An den Hosen kann man sich ja seit 30 Jahren wunderbar reiben, was ich extrem spannend finde. Aber: Meine Liebe wird nie auf die Probe gestellt. Dieses selbstgerechte Echauffieren à la „Früher waren die Hosen aber geiler“ geht mir gewaltig auf den Keks. Die Hosen haben uns so viele schöne und erhebende Momente geschenkt. Und wir jammern, dass diese eine Platte nicht so toll war. Pass auf, mein Freund: Früher waren wir ALLE geiler! Das ist der Lauf der Dinge (lacht).

Welches Hosen-Album hat nicht jene Aufmerksamkeit bekommen, das es verdient hätte?

„Learning English Lesson One“ (ein Cover-Album von Punk-Klassikern aus dem Jahr 1991, Anm.) war eine Geste, die zu wenig Beachtung fand. Darauf zeigt die Band, woher sie kommt, dass sie diesen Sound nicht erfunden hat. Den Hinweis auf die eigene fehlende Genialität finde ich toll und mutig. Viele alte Punkhelden können heute ihre Miete zahlen, weil die Hosen auf dieser Platte einen Song von ihnen gecovert haben. Ein schöner Gedanke.

Vier Fragen an ... Campino

Gemeinsam mit seiner Band Die Toten Hosen veröffentlichte der 57-Jährige zuletzt das Akustikalbum „Alles ohne Strom“. 

1. Thees Uhlmann hat den Hosen mit seinem Buch ein charmantes Denkmal gesetzt. Wie fühlt es sich an, literarisch derart gewürdigt zu werden?

Das Schönste an dem Buch ist, dass Thees ja in Wahrheit nicht über die Toten Hosen schreibt (lacht). Sondern er benutzt die Hosen lediglich als einen feinen literarischen Rahmen, um mit seinen Gedanken über seine Jugend auf dem Land zu mäandern. Das ist toll. Ich mag seine Schreibe. Seinen Tonfall, dieses Verquere. Er hat einen ganz eigenen Sound.

Campino
Campino Bild: Volker Weihbold

2. Inwiefern?

Niemand kann ihn kopieren: die Themen, die er verwurstet, die Bilder, die er im Kopf hat. Es gibt keinen Besseren als Thees Uhlmann. Abgesehen davon ist er einer der liebevollsten und solidarischsten Typen, die ich jemals getroffen habe. Es ist ein wahres Vergnügen, mit ihm einen Abend zu verbringen. Ein echter Freund. Und dass so jemand ein Buch schreibt, das auch noch so gut ankommt, erfüllt mich mit viel Freude.

3. Können Sie sich noch an das Hosen-Konzert vom 10. Dezember 1988 erinnern, das Uhlmann als prägendes Erlebnis in seinem Buch beschreibt?

Das war in Hamburg, bei „Der Macht der Nacht“. Die „BILD“-Headline war danach „Chaos: 43 Verletzte bei den Toten Hosen“. Es war eine Winternacht, es war rutschig, weil es so viel geregnet hatte. Alles war so dicht gedrängt – und das auf einem Holzboden. Die Menschen haben sich wirklich übel hingelegt. Die Krankenwagen fuhren dauernd rein und raus. Die Veranstalter waren total überfordert. Das war eine Zeit, in der es wirklich noch wild war! Solche Abende vergisst man nicht.

4. Was wurde aus der damaligen Vorband Asmodi Bizarr, die Uhlmann dank ihres schönen Namens so faszinierte?

Die gibt’s immer noch! (lacht) Ihr Bassist Andy Wahl betreibt in Düsseldorf viele tolle Projekte gegen Rechtsextremismus und schreibt uns regelmäßig an. Die Sängerin hat uns immer ausgeholfen, wenn die „Roten Rosen“ (das Spaßprojekt der Toten Hosen, Anm.) eine weibliche Stimme brauchte. Das ist Düsseldorfer Familie. (ll)

Das Buch

Charmant, mit viel Passion skizziert Thees Uhlmann in diesem lässigen Essay seine jahrzehntelange Beziehung zu den Toten Hosen. Die Anekdotendichte ist groß, der Schmäh hamburgisch trocken.

Thees Uhlmann: „Die Toten Hosen“, Kiwi, 192 S., 12 Euro HHHHHI

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Autor
Lukas Luger
Redakteur Kultur
Lukas Luger
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