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Ein Polizist, zwei Autoren, sechs Millionen Krimis

Von Herbert Schorn, 07. November 2020, 00:04 Uhr
Ein Polizist, zwei Autoren, sechs Millionen Krimis
Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr schreiben seit 17 Jahren gemeinsam Kriminalromane. Bild: Oellermann

Volker Klüpfel und Michael Kobr verkauften mehrere Millionen ihrer Kluftinger-Krimis. Der Kommissar bestimmt mittlerweile ihr Leben: "Wir sind immer auf Kluftinger-Empfang"

Platz eins auf der Bestsellerliste in Deutschland, Platz drei in Österreich: Auch der kürzlich erschienene Band elf der Krimireihe rund um den kauzigen Allgäuer Kommissar Adalbert Kluftinger entwickelt sich zum Renner. In "Funkenmord" rollt er einen Fall auf, in dem 35 Jahre zuvor eine junge Lehrerin am "Funkensonntag" an einem Kreuz hängend verbrannte. Gleichzeitig muss er lernen, die Waschmaschine zu bedienen und eine junge, selbstbewusste Kollegin ins Team zu integrieren.

Im OÖN-Gespräch via Online-Konferenz erzählen die Autoren Michael Kobr und Volker Klüpfel, wie sie auch nach elf Bänden nicht die Lust an ihrer Krimireihe verlieren, wie sehr der Kommissar ihr Leben bestimmt und wie sie auf die Idee kamen, zu zweit einen Krimi zu schreiben: "Uns fehlte die Courage, es alleine zu machen."

OÖN: Herr Klüpfel, Herr Kobr, Sie haben bereits sechs Millionen Bücher der Kluftinger-Reihe verkauft. Wie sehr hat Erfolg für Sie mit Verkaufszahlen zu tun?

Michael Kobr: Viel. Erfolg bedeutet, dass möglichst viele Menschen ein Buch lesen und dazu muss es möglichst oft verkauft werden.

Volker Klüpfel: Unser Ziel ist kein Agenda-Setting oder ein Thema vorzugeben, über das die Nation zwei Jahre spricht. Wir wollen den Leuten gute Unterhaltung bieten.

Wie groß ist der Erfolgsdruck beim Schreiben?

Klüpfel: Wir spüren keinen Druck. Natürlich wissen wir, dass der Verlag gerne viele Bücher verkaufen will, aber wir wissen auch, was davor stehen muss: Dass wir das bestmögliche Buch schreiben.

"Funkenmord" dreht sich auch um das Thema Gleichberechtigung der Geschlechter. Wie passt das zu einem grantigen, älteren Herren wie Adalbert Kluftinger?

Klüpfel: Eben gar nicht so gut. Das Spannende ist, dass er sich der modernen Welt anpassen muss. Daraus entstehen Reibungen und daraus entsteht Energie.

… und oft Humor. Geht’s Ihnen darum, mit diesen Themen Witz in die Geschichte zu bringen oder sind sie Ihnen ein Anliegen?

Kobr: Beides. Als wir vor 17 Jahren anfingen zu schreiben, war die gesellschaftliche Realität noch eine andere. Es war uns jetzt schon ein Anliegen, diesem alten Mann namens Kluftinger ein bisschen in die Schuhe zu helfen und in die moderne Welt zu führen.

Klüpfel: Wir sagen oft, man muss etwas runterbrechen auf Kluftinger. Was heißt die Gleichberechtigungsdebatte für den Mitte-50-Jährigen, der im Allgäu lebt?

Sehen Sie als Bestsellerautoren da eine gewisse Verantwortung?

Klüpfel: Den Schuh würde ich mir lieber nicht anziehen wollen.

Kobr: Aber es ist schon schön, den Leuten subkutan etwas mitzugeben. Der Gedanke ist: Wenn selbst einer wie Kluftinger mit etwas mehr Diversität ganz gut umgehen kann – vielleicht können das die Leserinnen und Leser ja auch? Aber die meisten merken diese Überlegungen wohl gar nicht.

Wie schreibt man eigentlich zu zweit einen Krimi?

Klüpfel: Genau so, wie wir das jetzt machen – nur halt ohne Sie ...

... kein Problem, ich bin dabei!

Kobr: Gern! Wir bräuchten manchmal eh ein bissl Moderation.

Klüpfel: Oder einen Schiedsrichter! Im Ernst: In der Schreibphase besprechen wir vormittags via Online-Konferenz alles, was mit der Handlung zusammenhängt, bis wir das Grundgerüst haben. In der zweiten Hälfte des Tages schreibt jeder seine Kapitel. Dann schicken wir sie uns und gehen drüber.

Wir kamen Sie auf die Idee, zu zweit einen Krimi zu schreiben?

Klüpfel: Bevor noch eine einzige Zeile geschrieben wurde, gab es schon lange die Idee, wir müssten mal ein Buch schreiben. Michi verfasste dann während der Vorbereitung auf sein Staatsexamen die ersten Seiten unseres späteren Buches. Dann kam ein großer Glücksfall. Ich arbeitete als Redakteur in Memmingen und erhielt einen Anruf von einem Verleger. Er wollte einen Krimi herausgeben, der im Allgäu spielt. Und da fielen mir die Seiten vom Michi wieder ein.

Und Sie wollten den Krimi gemeinsam schreiben?

Kobr: Uns hätte einfach die Courage gefehlt, es allein zu machen. Das ist heute noch so: Wir gehen lieber zu zweit zu Terminen und warten vor der Tür zusammen, bevor wir hineingehen. Man exponiert sich nur zu einem Viertel, wenn noch jemand dabei ist.

Und wie oft haben Sie die Idee, gemeinsam zu schreiben, schon verflucht?

Klüpfel: (lacht) Immer dann, wenn man seinen Text vom anderen überarbeitet zurückkriegt. Man denkt, es war so genial und dann ist es irgendwie … anders. Aber insgesamt haben wir’s vielleicht zu fünf Prozent verflucht und zu 95 Prozent wissen wir es sehr zu schätzen.

Wie sehr bestimmt Kommissar Kluftinger Ihr Leben?

Klüpfel: Man muss echt suchen, wo er keinen Einfluss hat auf unser Leben. Wir sind immer auf Kluftinger-Empfang.

Schreiben Sie schon am nächsten Kluftinger?

Kobr: Ja. Nach dem Kluftinger ist vor dem Kluftinger. Zum Glück ist die Geschichte noch nicht auserzählt. Das war nach dem zehnten Krimi nicht klar. Mit dem elften Band hat er wieder einen neuen Drive bekommen.

Klüpfel: Durch die Veränderungen im neuen Band machen wir die Serie auch für uns wieder interessanter. Es gibt nichts Schlimmeres als Serien, die sich totlaufen, weil sie immer das Gleiche produzieren. Aber das fordern viele Leser. Etwas zu ändern, ist riskant und wird nicht immer goutiert.

Kobr: Aber genau das macht Spaß und lässt uns aktuell sein.

Die Autoren und ihr Buch

Die Autoren: Bereits seit ihrer Schulzeit sind Volker Klüpfel (49) und Michael Kobr (47) befreundet. Klüpfel arbeitete nach seinem Politikwissenschafts- und Geschichte-Studium als Journalist. Michael Kobr unterrichtete nach dem Studium in einer Realschule Deutsch und Französisch. Beide leben mittlerweile als Schriftsteller mit ihren Familien im Allgäu.

Das Buch: Im elften Band der Kluftinger-Reihe „Funkenmord“ muss sich der Kommissar seiner Vergangenheit stellen. 1985 wurde eine Lehrerin am „Funkensonntag“ am Kreuz verbrannt. Nachdem er damals fälschlich ihren Liebhaber als Mörder überführte, sucht er nun erneut nach dem Täter. Nebenbei gibt es in der Dienststelle Veränderungen: Nach dem Tod von Eugen Strobl mischt die selbstbewusste Polizistin Lucy Beer das Team auf. Zuhause gerät Kluftingers Frau in eine Krise, und der Kommissar muss sich als Hausmann beweisen. Herrlich sein Versuch, die Schmutzwäsche zu ordnen! Kobr/Klüpfel gelang ein flotter Krimi, der den kauzigen Kommissar heiter in die morderne Gesellschaft führt.

Michael Kobr, Volker Klüpfel: „Funkenmord“, Ullstein, 496 Seiten, 23,70 Euro

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Autor
Herbert Schorn
Redakteur Kultur und Leben
Herbert Schorn
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