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Keimzelle des Lebenswerks

Von Von Reinhold Tauber, 01. Juli 2009, 00:04 Uhr
Keimzelle des Lebenswerks
Linz im Jahre 1951

Linz zur Zeit des Korea-Kriegs (1950–1953), Österreich ist also noch besetzt. Eine US-Hilfsorganisation hat in Linz eine Stelle eingerichtet, die als Schleuse für alle zu nutzen ist, die aus und in anderen Ländern einwandern wollen. Der Glücksfall eines Fundstücks von Hermann Friedls frühestem Roman.

Es sind Flüchtlinge und Gestrandete. Die Schleuse ist eine Baracke in der südlichen Altstadt, in der die Lebensfäden, die Schicksale zusammenlaufen. Dies ist die Szene. Die Personen der Handlung: einige wenige ortsansässige Mitarbeiter, Exponenten der US-Zentrale. Weibliche Hauptfigur ist eine an Kinderlähmung erkrankte Frau, die ihr Leben gut meistert.

Der Roman des Landes-Kulturpreisträgers 1981, Hermann Friedl, geboren in Linz, Berufsweg als Arzt nach dem Krieg in Linz und später in Wien, gestorben 1988 in Steyr. Parallel zur beruflichen Reifung verlief jene des Literaten.

Arzt in Linz und Wien

Mit „Der Landarzt“ betrat Friedl 1962 die Szene und errang sofort die Position eines der herausragenden österreichischen Belletristen der Nachkriegszeit mit Wurzeln in Oberösterreich. Nach Verlags-Spurensuche und daraus resultierenden Indizien sowie Hinweisen aus der Familie wurde der Linzer Publizist Peter Kraft (viele Jahre Kulturredakteur der OÖNachrichten gewesen) auf die Sache angesetzt. Er durchforschte den Nachlass des Autors im Linzer StifterHaus (der nach wie vor auf seine Bearbeitung wartet) – und stieß auf ein zerfleddertes, kaum mehr lesbares Manuskript: der früheste Roman Friedls, von dem niemand Kenntnis hatte.

Dieses Manuskript rekonstruierte Kraft sozusagen, Richard Pils brachte es jetzt heraus. Es ist die Keimzelle des literarischen Lebenswerks Hermann Friedls. Erkennbar durchsetzt mit eigenen Erfahrungen. Die weibliche Schlüsselfigur hat ein reales Vorbild. Jene Frau war von Friedl medizinisch betreut worden.

Diese wie aus einem Guss und in einem Zug geschrieben wirkende, dynamisch dahinziehende, von genauen Situationsbildern durchsetzte Erzählung hätte schon nach ihrer Fertigstellung und damaliger Veröffentlichung den Rang Friedls fixiert. Keine Frühwerk-Charakteristik ist in „Die Schleuse“ zu entdecken, alles erschließt sich ausgereift.

Kraftvoll wie Zuckmayer

Einige große Einzelszenen wuchern in dem Band. Die Schilderung einer Ausländer-Hochzeit in einer Flüchtlingsbaracke (von denen es damals um den Linzer Stadtkern noch viele gab) ist jener Kraft, wie sie etwa Carl Zuckmayer in seinem „Seelenbräu“ erreichte, durchaus gleichzusetzen.

Die letzte große Szene um einen Arzt aus dem Umfeld der „Schleuse“ und Partner der kranken Frau spielt schon im Mühlviertel – der Herkunftsregion seiner Familie, in der auch der „Landarzt“ spielt. Sie fungiert zudem als Brücke zu jenem Roman und ist geprägt von Melancholie, durchsetzt mit emotionaler Vibration bei der letzten Begegnung des hierher übersiedelten Arztes und der ihn besuchenden Frau.

Hermann Friedls „Schleuse“ ist ein Gewinn für die Literaturszene im Land, sein Werk ist ein Gewinn für den Leser.

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