Ein böses Buch

Völkermord, Kindersoldaten, Massenvergewaltigungen, Massenliquidierungen, Hungersnot. Wörter, die untrennbar mit Berichten über Afrika verbunden sind. Die meisten hier im fernen Europa können diese Gewalt, dieses Elend abblocken.
Martin Granzner konnte das nicht. Der 1949 in Attersee geborene, an den Folgen seiner Tropenerkrankungen 2009 in Mettmach gestorbene Autor und Dramatiker arbeitete mehr als zwanzig Jahre in Ruanda, Burundi und Burkina Faso als Entwicklungshelfer. Einen seiner zahllosen Malariaanfälle musste er im geschütztesten Teil seines mehrfach beschossenen Hauses, dem WC, verbringen, wie Herausgeber Wolfgang Friedl in seinem Vorwort zum Granzner-Nachlass „Chantal. Texte aus Afrika“ schreibt.
„Chantal“ ist ein mitunter kaum erträgliches Kompendium aus Granzners literarischem Schaffen. Einem Schaffen, das die Grauenhaftigkeiten in einer seltsam protokollarischen Eindringlichkeit und Schärfe schildert. Das im dramatischen Beitrag auch klassische Theaterelemente aufgreift und zur saftigen Satire überhöht. Ein böses Buch, ein Buch (un-) menschlicher Realität.
Das Buch: „Chantal“: Martin Granzner (Bibliothek der Provinz), 240 Seiten, 20 Euro.