»Das Juvenat«: Bete und studiere!
Es ist wertschätzend gemeint, wenn ich Ernst Reinhard Schöggl als oberösterreichisches Original bezeichne. Der studierte Germanist war AHS-Lehrer in Perg, daneben im Mühlviertel als Fußballtrainer umtriebig.
Es ist wertschätzend gemeint, wenn ich Ernst Reinhard Schöggl als oberösterreichisches Original bezeichne. Der studierte Germanist war AHS-Lehrer in Perg, daneben im Mühlviertel als Fußballtrainer umtriebig. In „Das Juvenat“ lässt Schöggl den Erinnerungen an seine Schulzeit freien Lauf. Schöggl war einer jener hochbegabten Bauernbuben, denen die katholische Kirche im 1975 aufgelassenen „Juvenat“ des Karmeliterordens in der Mozartstraße eine höhere Schullaufbahn ermöglichte, nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern um geeignete Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Die Bildungslaufbahn war klar abgesteckt: Matura, Priesterseminar, Priesterweihe, Ordensprofess. Die Internatserziehung diente der Einübung in das Tugendideal des Ordens: Armut, Keuschheit, Gehorsam.
Obwohl Ernst Schöggl die drakonischen Erziehungs- und Lehrmethoden unbeschönigt darstellt, geht er mit seinen Urteilen vorsichtig um. Es gehe ihm nicht um eine „Abrechnung“ mit den Lehrern und Erziehern, sagt der Autor, denn zu sehr ist ihm bewusst, wie sehr sie im autoritären Geist der Nachkriegszeit befangen waren und meinten, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln.
Aufschlussreich, lesenswert
In literarischer Hinsicht wäre der Autor gut beraten gewesen, wenn er eine klare Entscheidung für ein Genre getroffen hätte. Besonders im letzten Teil verfährt er dokumentarisch wie ein kommentierender Chronist. Über weite Strecken erweckt er aber den (falschen) Anschein von Fiktionalität, indem er von „Reinhard“ erzählt, als handle es sich um eine Romanfigur. Unabhängig davon ist aber „Das Juvenat“ ein aufschlussreiches, lesenswertes Dokument der oberösterreichischen Schul- und Erziehungsgeschichte.
Das Buch - Ernst Reinhard Schöggl: „Das Juvenat. Schule und Erziehung im Umbruch.“ (Bibliothek der Provinz, 90 Seiten, 15 Euro)
Das ist völlig uninteressant. Wenn jemand die Verbrechen an Kindern im Bezug auf unendliche körperliche Gewalt als "nach bestem Wissen und Gewissen" bezeichnet, scheint irgendwo in der Wahrnehmung etwas zu klemmen. Herr Schöggl ist vier Jahre älter als ich, also wird es sich, so nehme ich an, um dieselben Geister und Erziehungsmuster handeln wie ich sie erleben musste.
Franz Josef Stangl, heimkind@chello.at