Bruce Allmächtig
Peter Ames Carlin hat eine großartige Biographie über den Musiker, vor allem aber über den Menschen Bruce Springsteen geschrieben. Eine spannende Lebensgeschichte, sensibel erzählt.
Menschen in der Öffentlichkeit müssen damit leben, dass ihr wahres Ich manchmal unterbelichtet bleibt. Und dass viele Geschichten über sie erzählt werden, die nicht zwangsläufig stimmen müssen. Wenn ein Image zur bestimmenden Charaktereigenschaft wird, dann hat es das Echte schwer, noch wirklich erkannt zu werden.
Bruce Springsteen steht in der Öffentlichkeit, hat den Superstar-Status. Der 63-jährige Musiker hat auch ein Image, einen Ruf, den er sich aufgebaut hat und an dem er gemessen wird. Für seine ergebenen Fans war der Mann aus New Jersey stets „die Verkörperung der romantischen Mythen, über die er schreibt: Ein Jedermann aus der Arbeiterklasse, der aussichtslose Liebhaber aus der Großstadt, der Geist des Rock ’n’ Roll“, wie es der „Rolling Stone“ einmal beschrieb. Der Live-Performer der ersten Kategorie, der sich mit seinen vier bis fünf Stunden dauernden Konzerten aus einer Masse abhob, besticht bis heute als hochtalentierter Songschreiber und als charismatische Persönlichkeit.
Es war sehr wohl ein weiter Weg, den Springsteen 1973 begann und der ihm bis heute einen Ausnahmestatus in der musikalischen Unterhaltungswelt beschert hat. Peter Ames Carlin zeichnet diesen Weg in seiner fulminanten Biographie „Bruce“ nach. Intensiv hat er sich nicht nur mit dem Menschen Bruce Springsteen und dessen Schritten durch das Leben – sowohl privat wie künstlerisch – beschäftigt, er hat auch vielen Familienmitgliedern, Freunden und Wegbegleitern sein Ohr geliehen, ausgiebige Gespräche geführt. So entstand eine Biographie, die nicht nur das Okay des Beschriebenen bekam, der selbst viel zu Wort kommt, sondern dadurch auch viel authentischen Geist ausstrahlt.
Mit großer Liebe zum Detail und mit viel Gefühl für die richtigen Worte schildert Peter Ames Carlin das Leben eines Mannes, dessen Songthemen immer sehr viel mit dem Leben zu tun haben. Ehrlich werden auch jene Momente behandelt, in denen Springsteen als Inbegriff der Redlichkeit und Aufrichtigkeit keine glaubwürdige Figur gemacht hätte. In seinem Privatleben schlich sich so manche Turbulenz ein, die er sich gerne erspart hätte. Und er wurde auch von Depressionen geplagt. All das macht ihn dennoch wieder zu dem, was er ist: Ein Mensch wie andere. Nur ist er im Fokus der Öffentlichkeit.
Bruce, Biographie von Peter Ames Carlin, Deutsch von Sonja Kerkhoffs, 604 Seiten, Edel, 25,70 Euro
Seit vier Jahrzehnten steht Bruce Springsteen für das Herz und die Seele Amerikas. Seine überragende Karriere kennt viele Kennzahlen: 20 Grammys, 2 Golden Globes, 1 Oscar, 120 Millionen verkaufte Alben. Mit der bei Sony Music erschienenen neuen CD „Collection: 1973–2012“ werden die großen Hits des „Boss“ kompakt in Erinnerung gerufen.
Der Autor
Peter Ames Carlin arbeitete als Journalist zunächst für das „People Magazine“ und dann für „The Oregonian“. Seit 2011 widmete er sich ausschließlich seiner Biografie über Bruce Springsteen. Als Autor machte er sich mit gut rezensierten Biografien über Brian Wilson (den Kopf der Beach Boys) und Beatle Paul McCartney einen Namen.