Kleinschriftstellers erster Mord im zweitdümmsten Alter
„Mord in Linz“ ist sicher nicht der allerbeste Titel für einen Kriminalroman, und wenn man es genau nimmt, ereignet sich der Mord, mit dem Andreas Weber sein neues Buch eröffnet, gar nicht in Linz, sondern auf einem Aussichtsturm im „Hochwald“.
Von dort stürzt ein ungustiöser Vertreter einer sogenannten sozialen Heimatpartei in den Tod.
Unabhängig davon ist aber dem Linzer Autor ein Kriminalroman gelungen, der neben einem spannend aufgebauten Plot auch eine psychologisch auffällige Hauptfigur zu bieten hat.
Fred Dreier steht knapp vor seinem Fünfziger, ist also ein Mann im „zweitdümmsten“ Alter (nach der Pubertät), und er ist mit sich selbst nicht so recht im Reinen. Fred ist eine Art Journalist, auch eine Art Schriftsteller, aber weil er verdrossen feststellt, dass er über das finanziell begrenzte Feld der Kleinschriftstellerei nie so recht hinausgekommen ist, sichert er sich das tägliche Brot durch eine mehr oder weniger geliebte Lehrtätigkeit am Gymnasium.
Sexuelle Belästigung
Die Ehe mit seiner Frau Helene ist auch nicht mehr das, was sie vielleicht auch früher nie so richtig gewesen ist. Daher ist Fred dort und da amourös umtriebig. Echte Turbulenzen kommen in Freds Leben, als er, der streng antiklerikale Linke, allzu bereitwillig die Leidensgeschichte des Handballers Ivica glaubt.
Der junge Kroate und sein Vater behaupten, Ivo sei von einem katholischen Priester sexuell belästigt worden. Fred geht damit an die Öffentlichkeit und tritt eine Lawine los, aber die Geschichte erweist sich als Fake – und Ivo stirbt, angeblich durch Suizid.
Der ermittelnde Inspektor Fabian Pitter und Fred Dreier glauben nicht an die Selbstmordversion; und als der Pfarrhof brennt, rückt der Politiker aus dem rechten Lager ins Fadenkreuz der Ermittlung. Das wäre natürlich eine politisch korrekte Falllösung, aber ganz so einfach ist die Sache nun auch wieder nicht.
Komplizierter als die Schubladen
Die Versuchung, Gute und Böse in Schubladen zu legen, auf denen die Etiketten politischer Parteien kleben, ist zwar spürbar, aber Andreas Weber erliegt ihr nicht. Wenig Aufmerksamkeit widmet der Autor allerdings seiner Ermittlerfigur.
Dadurch, dass der Spot hartnäckig auf Fred Dreier liegt, bleibt Inspektor Pitter etwas blass. Aber dieses Profil kann Andreas Weber noch schärfen, wenn er das nächste Mal zum Mord in Linz verführt.