Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"The King": Der Reifeprozess eines Filmkönigs

Von Nora Bruckmüller, 04. November 2019, 00:04 Uhr
Der Reifeprozess eines Filmkönigs
Robert Pattinson Bild: Netflix

Der Netflix-Film "The King" strapaziert ein verstaubtes Genre.

Messer werden ins Fleisch gerammt, es wird getötet, gesoffen, kopuliert. Der Film "The King", den der US-Streamingdienst Netflix seit Freitag im Angebot hat, ist genau so, wie man sich eine Arbeit über den britischen König Heinrich V. im dunklen Mittelalter erwartet.

Den Nachwuchs-Monarchen verkörpert Timothée Chalamet, Hollywoods Jungstar der Stunde. Der 23-Jährige zeigt, wie der Rebell Henry widerwillig nach dem Tod des Vaters den Thron besteigt und in der Maschinerie der Macht doch zum Monster wird – wie sein Erzeuger, den er dafür verachtete.

Dicht an Shakespeare

So ergibt sich eine tote Körper und Seelen betonende Produktion, die sich lange beinah sklavisch an den Geist der Vergangenheit und seiner berühmten wie berüchtigt rohen Vorlage hält: Shakespeares Werk aus 1600. Gut ist das trotzdem nicht, weil die Inszenierung damit wie so viele andere Historienfilme davor gerät: düster, kalt, voll tragischer Dialoge, bedeutungsschwangerem Schweigen, so akkurat ausstaffiert, dass es schon wieder langweilig ist.

Im Vergleich zum traditionellen Kino will Netflix aber für Coolness und Innovation stehen. Das muss anscheinend Chalamet im Alleingang leisten, der im realen Leben von Gleichaltrigen verehrt wird und mit seiner späteren Film-Gattin Lily-Rose Depp turtelt. Die Tochter von Johnny Depp gibt eine sehr überzeugende Prinzessin Frankreichs.

Doch stellenweise nimmt man dem zerbrechlich wirkenden US-Amerikaner den körperbetonten Schwertkampf nicht ab, die aufgeblasene Tragik verschluckt ihn. Im Homosexualitätsdrama "Call Me By Your Name" von 2017 hingegen, das wortreich von Innigkeit und Angst durchdrungen ist, hatte er mit 20 Jahren eine so vollendete Leistung abgeliefert, dass er als einer der jüngsten Hauptdarsteller Oscar-nominiert war.

Mit Sicherheit spitzt man bei Netflix auch mit diesem Film wieder darauf, im Rennen um die Oscars mitzumischen. Der Film sowie Chalamet empfehlen sich dafür aber erst, nachdem ein Schauspieler rettend eingreift, von dem man es wohl am wenigsten erwartet hätte: Robert Pattinson, Star der Twilight-Saga. Der 33-Jährige hat sich als äußerst fähiger und abgedrehter Charakterdarsteller etabliert. Er stattet Frankreichs Thronerben, mit dem Heinrich V. um dessen Land kämpft, mit furios süffisantem Wahnsinn aus, sodass er Charakteren, Schlachtszenen und royalen Beziehungen eine herrlich irre, tragisch-komische Note verleiht.

Genau die Vorlage, die Chalamet braucht, um in diesem Werk zu einem würdigen Filmkönig zu reifen.

Netflix: The King": UK/HUN/AUS 2019, 133 Min., Regie: David Michôd

OÖN Bewertung:

 

Der Trailer zum Film:

mehr aus OÖN-Filmkritik

"Stillstand": Was war nochmal Corona?

"Baby to go": Niemand muss hier noch ein Kind aus dem Körper pressen

"Joan Baez – I Am A Noise": Der mögliche Missbrauch an Joan Baez durch ihren Vater

"Black Friday for Future": Ein Kurzschluss zwischen Klima und Konsum

Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen