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"Systemsprenger": Leben mit Kind zwischen Kuscheln und Katastrophe

28.September 2019

Die neunjährige Bernadette, Benni genannt, schreit Mama. Immer wieder, immer lauter, nur das eine Wort: Mama. Es kommt nichts zurück. Kann es auch nicht.

Denn der eine Mensch auf der Welt, nach dem sich das blonde Mädchen mit dem sanften Gesicht und der kecken Zahnlücke am meisten sehnt, ist weit weg. In dieser Szene im Film "Systemsprenger" steht das Kind – von der während des Drehs ebenfalls erst neun Jahren alten Helena Zengel überragend verkörpert – mit ihrem Betreuer in den Bergen. Micha (wunderbar: Albrecht Schuch) hat ihr gezeigt, was ein Echo ist. Und von allen Worten, die das schwer erziehbare Mädchen hätte rufen können, war es genau das eine.

Es ist ein tragisches Sinnbild für ihr Leben, das noch leicht sein sollte, aber an dem Benni und ihr Umfeld schwer tragen. Ihre Mutter Bianca ist arg überfordert von den Gewaltausbrüchen ihrer früh traumatisierten Tochter. Und sie hat selbst Angst vor ihren Gewaltausbrüchen. Der Umgang mit Benni ist wie ein Spaziergang durch ein Minenfeld bei Sonnenschein und in schönster Landschaft: Dieses Kind ist ein liebevolles, der Welt zugewandtes Wesen, bis ein Auslöser es so zum Explodieren bringt, dass sogar Profis nicht mehr weiterkönnen. Benni wechselt von einer Einrichtung zur nächsten, von einer Pflegefamilie zur anderen. Regisseurin Nora Fingscheidt inszeniert diese Abwärtsspirale, die Willen und Hilflosigkeit auf allen Ebenen spürbar macht, furios wie zärtlich. Ein tief berührendes Werk. (nb)

"Systemsprenger": GER, 2019, 118 Min., N. Fingscheidt

OÖN Bewertung:

Der Trailer zum Film:

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19. April 2024