Premiere im umstrittenen Autokino
LINZ. Mannshoch ist der Zaun, der das Linzer Autokino nach außen hin blickdicht abschottet. Trotzdem ist die Kinoleinwand auch von außen bereits von weitem sichtbar. Freitagabend weihte der Animationsfilm "Minions" das Linzer Autokino ein, 220 Fahrzeuge hätten Platz gehabt, knapp die Hälfte der Plätze war besetzt.
Statt der von vielen Linzern erhofften Begrünung der Linzer Donaulände wurde dort, wo früher noch Pendler parken durften, nun ein Autokino errichtet.
Mitten in der Wohngegend werden zweimal täglich, um 18 und 21 Uhr, Filme gezeigt. Und während sich die Kinogäste freuen, fühlen sich die Anrainer wie im falschen Film. Denn statt Kinogenuss gibt es für sie Lärm, Müll und Abgase. Der Ärger ist, die OÖN haben berichtet, bei vielen groß. Schwacher Trost für die Anrainer: Hupen und das Laufenlassen des Motors sind während der Vorstellung verboten.
Rückschritt statt Nostalgie
"Mir tun die Leute leid, die die kommenden Monate jetzt ein ständiges Kommen und Gehen von Autos vor der Nase haben", sagt Mara Wimberger, die nur wenige Häuserblocks weiter wohnt. "Das ist eine Zumutung. Dieses Autokino hat wenig mit Nostalgie zu tun, das ist ein Rückschritt. Die Lände könnte man sicher besser nützen", sagt die Pädagogin und geht kopfschüttelnd davon.
Unterdessen biegen die ersten Autos auf das Jahrmarktgelände ein. Aus ganz Oberösterreich sind sie gekommen, und fast alle haben sie Kinder mit an Bord. "Wir waren noch nie in einem Autokino und wollten uns das einmal näher ansehen" und "Den Kindern gefällt es, wir können es uns hier im Auto schön gemütlich machen", sagt ein Besucher. Dennoch bleibt der große Ansturm aus. Wenige Minuten nach dem Einlass wird die zweite Zufahrt bereits wieder mit einem schwarzen Vorhang verhüllt.
"Oje, da sind heute schon wenig Leute da", sagt Adrian Rusu und steigt vom Betonsockel des Bauzauns herunter. "Die haben noch Platz da drinnen." Gegen die Idee eines Autokinos habe er nichts, im Gegenteil, er würde selbst auch hingehen. Der Gärtner könne sich bloß nicht vorstellen, dass die Leute dann auch bei mehr als 20 Grad Außentemperatur auf die Klimaanlage verzichten. Denn dafür müssten sie den Motor laufen lassen.
Wenn sich schon vor und nach den Vorstellungen Autoschlangen am Jahrmarktgelände bilden, zumindest während des Films bleibt der befürchtete Lärm aus. Denn die Tonübertragung findet per UKW-Radiofrequenz statt. Im Auto den richtigen Sender eingestellt, und der Ton kommt direkt ins Fahrzeug. Das funktioniert auch, wenn man in Sichtweite außerhalb der Zaunbarriere steht und nicht 20 Euro für ein Ticket bezahlt. Diese Tonübertragung schont die Nerven der Anrainer, jedoch nicht die Autobatterie. Deshalb steht Personal bereit, das bei Problemen mit der Stromversorgung aushilft.
Knapp 90 Minuten später ist der Film vorbei. Die namensgebenden, gelben "Minions"-Zwerge haben die Leinwand verlassen, und die Autofahrer machen sich auf den Heimweg. Langen Stau bei der Ausfahrt inklusive. Und während sie sich über ein ungewöhnliches Kinoerlebnis freuen, bleibt für die Anrainer bloß ein schaler Beigeschmack von Abgasen und Verkehrslärm zurück. Und die Gewissheit, bis zur nächsten Vorstellung um 21 Uhr zumindest ein paar ungestörte Minuten verbringen zu können. (mis)