"Midsommar": Kino-Grauen, von Sonne durchflutet
Fans von spritzigem Blut-und-Beuschel-Kino, in dem ständig viel passiert, wird "Midsommar" wenig erfreuen.
Der aktuelle Film von US-Regisseur Ari Aster (33), der 2018 mit "Hereditary" aufzeigte, ist ein psychologisches Kammerspiel.
Dessen Grauen entfaltet sich langsam, aber wunderbar stetig zwischen Andeutungen mit Hintergrund und kleinen, fiesen Feindseligkeiten. Ein Autorenfilm des Horrors, der das Leben junger Amerikaner während eines rituellen Reigens zur Sommersonnenwende mit stets beklemmenderen Stimmungen grandios erstickt.
Weiße Kleider, blutiges Treiben
Darstellerisches Zentrum ist die Engländerin Florence Pugh (23) als virtuos gebrochene, familiär traumatisierte Dani. Mit ihrem Freund, Ethnologiestudent Christian (Jack Reynor), folgt sie einem europäischen Kollegen nach Schweden – zu einem "Familienfest". Was wie eine Wohlfühlwerbung für Weißwaschmittel, Blumen, Folklore und Freude beginnt, wird in purem Sonnenschein zum blutrünstigen Kult.
Präzise inszeniert, verkehrt sich die Vormachtstellung der Truppe aus dem einen Land, das mit kulturell bis kriegerischen Absichten die Welt antreibt, in absolute Abhängigkeit von einer fremden Sekte, die auf bizarre Weise bis zum Äußersten geht. Gewalt setzt Aster selten, dafür umso grafischer ein.
Der wahre Horror sind menschliche Verblendung und Verrohung. Beängstigend Abartiges liegt in der Sommerluft – im schmucken Dorf in Schweden wie im Kinosaal. (nb)
"Midsommar": 2019, 147 Min., R.: Ari Aster, jetzt im Kino
OÖN Bewertung:
Der Trailer zum Film: