"Lillian": Zu Fuß in den Untergang
1927 entschied sich Lillian Alling, von New York aus zu Fuß durch Nordamerika in ihre Heimat Russland zurück zu gehen.
In den Wäldern Kanadas warnten sie Waldarbeiter. Trotzdem setzte sie ihren Marsch zur Beringstraße alleine fort. Bis heute gilt sie als verschollen. Ihre Geschichte und ihr Eigensinn bildeten die wahre Grundlage für den Kinofilm "Lillian" des Salzburger Regisseurs Andreas Horvath, produziert hat Ulrich Seidl.
Freiheit, Zwänge und Nöte
Wie man es sich von einem Filmer und Fotografen erwarten darf, hat Horvath ein bildschönes Werk geschaffen. Es fängt unberührte, raue Gegenden ein. Und solche, die Industrie oder Landwirtschaft zerpflügt haben. Genauso feiert er die Ästhetik des Verfalls, vor allem des sozialen. Horvaths Lillian folgt man nicht in den 1930ern, sondern in der Moderne, die das Hinterland der USA – abseits der großen Städte – keineswegs prosperieren ließ.
Es ist ein Land grenzwertiger Unmöglichkeiten, das die Emigrantin Lillian erlebt. Sie sagt, ohne Ausrüstung spontan aufgebrochen, kaum ein Wort. Doch die Polin Patrycja Planik erzählt wundervoll mit Gesicht und Körper. Und stets von der Ambivalenz, die dem Vorhaben innewohnt. Sie bewegt sich zwischen der Freiheit, zu sein – fast wie ein Tier im Wald –, zivilisatorischen Zwängen, wie sich waschen zu wollen, und Notwendigkeiten wie essen, schlafen, trinken. Zwischen Isolation und Ruhe, Gefahr und Natur entsteht ein Sog, dem man sich kaum entziehen mag. (nb)
"Lillian": A 2019, 128 Min., jetzt im Kino
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Der Trailer zum Film: