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"Jojo Rabbit": Sein ziemlich bester Feind

Von Nora Bruckmüller, 25. Jänner 2020, 00:04 Uhr
Sein ziemlich bester Feind
Nicht einmal Mutter Rosie (Scarlett Johansson) kann Jojo (Roman G. Davis) und Hitler (Taika Waititi) trennen. Bild: Disney

Ein Film stürzt zwischen Anklage und Plattitüde ab.

Mit dem Film "Jojo Rabbit" wird Regisseur Taika Waititi, Darsteller und Filmemacher ("Thor") aus Neuseeland mit jüdischen Wurzeln, zu einem Witzemacher über den Nationalsozialismus. In einer hellen bis schrillen Satire stellt er einem fanatischen Hitlerjungen im Frühjahr 1945 einen imaginären Freund zur Seite: Adolf Hitler, gespielt von Waititi (44), damit ihm dieser einmal "selbst ins Gesicht lachen kann".

Über Hitler lachen wir seit Charlie Chaplins "Der große Diktator" viel und gerne. Doch über den Holocaust und die NS-Indoktrinierung von Kinder?

Wenn man die Antwort in "Jojo Rabbit" sucht, lautet sie nein. Die Geschichte von Johannes, der in einem von Bomben verschonten Dorf (gedreht in Tschechien) lebt, fühlt sich meistens wie ein Schlag in die Magengrube an.

Zum Beispiel die Episode, in der Johannes zum Spitznamen "Jojo Rabbit" – "Jojo Hasenfuß" – kommt. Der Zehnjährige, gespielt von Roman Griffin Davis, soll in einem Hitlerjugendlager Tötungshemmungen abbauen, indem er einem Hasen das Genick bricht. "Kannst du töten?", wird er gefragt. "Ja, klar. Ich liebe es zu töten", stammelt der Bub. "Töten, töten, töten!", wird er angefeuert. Er traut sich nicht. Die blanke Verhöhnung folgt.

Ab dann hilft ihm seine Fantasie mit Hitler aus, der ihn auf krude Weise zur "Treue" motiviert. Ein irres Schauspiel, in dem der Bub vielleicht in den kulturell hier sehr weit entfernten USA, Heimat der Befreier von 1945, zur echten Lachnummer wird, wo der Film für sechs Oscars nominiert ist (u. a. "bester Film").

Grenzen des Ertragbaren

Waititi legt im Schutzmantel des Humors auf heftige Weise offen, dass im NS-Gedenken bisher keine befriedigende Debatte zu wichtigen Fragen geführt wurde: Wie erging es Eltern und Großeltern damals als Kinder, die überleben, funktionieren mussten – "verwendet" im Regime?

Jojo ist eine fiktive Figur, bei uns erinnert sie an Familie. So schafft Waititi keine absurd-witzige Satire, sondern die Anklage einer offenen Holschuld, die die Grenzen des Erträglichen strapaziert. Das gerät auch deshalb so eindringlich, weil die Kindheit im Film überhöht wird. So inszeniert, als wäre sie heutig, "normal" – gäbe es da nicht diesen Krieg. So gibt Scarlett Johansson in einer fabelhaften, oscarnominierten Leistung zwischen Stärke und Kraftlosigkeit eine wunderbar menschliche Mutter, die alles Verwirrende von Jojo fernhalten will – auch die junge Jüdin (Thomasin McKenzie), die sie zu Hause versteckt.

> Porträt von Scarlett Johansson 

Jojo entdeckt Elsa. Sie hassen einander anfangs so sehr, wie sie zueinander halten, nachdem sie erkannt haben, dass sie eine verrohte Welt im Geist zu Geschwistern macht. Das ist berührend sowie hart und verdeutlicht nur noch mehr, dass Waititi als Hitlerkarikatur zu viele Plattitüden bedient. Und Sam Rockwell als "Hitlerjugend-Boss" den viel besseren, weil furios, "schmissigeren" Job erledigt. Er, Johansson und der Nachwuchs sind Lichtblicke in einem Film, der sich wie ein flapsig erzählter Witz über eine Tragödie anfühlt.

"Jojo Rabbit": USA, CZ 2019, 108 Min.,

OÖN Bewertung:

 

> Video: Der Trailer zum Film:

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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