"Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush": Die Mutter, die gegen die US-Regierung antrat
Ein brisanter Justizthriller nach wahren Ereignissen führt von Bremen nach Guantanamo.
Rabiye Kurnaz aus Bremen telefoniert mit Sohn Murat. Er soll zum Essen kommen. Doch der steht am Flughafen und will nach Pakistan. Es ist das letzte Mal für 1786 Tage, dass sie von ihm etwas hören wird.
Dazwischen spannt sich die Leidensgeschichte einer Frau, die Deutschlands wohl einfühlsamster Regisseur Andreas Dresen im neuen Kinofilm "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" als Verbeugung vor einer Mutter erzählt. Vorlage ist die reale Geschichte des deutschen Guantanamo-Häftlings Murat Kurnaz. Der Stern, um den alles kreist, ist Mutter Rabiye. Diese wird gespielt von der deutschen Kabarettistin Meltem Kaptan. Ihre Figur ist eine bodenständige, aber kluge Frau. Sie scheut sich nicht, zum türkischen Justizminister zu fliegen, als sich die deutschen Behörden für ihren von den USA auf Kuba in der Strafanstalt Guantanamo festgehaltenen Sohn unzuständig erklären. Von ihrem Elan mitgerissen, wird Anwalt Bernhard Docke (Alexander Scheer), der den Fall einer Sammelklage vor dem US-Höchstgericht anschließt. Doch die US-Regierung unter Bush findet einen Ausweg, Inhaftierte ohne US-Staatsbürgerschaft weiter ohne Verfahren festzuhalten. Nach fünf Jahren des Ringens kommt Murat frei – dank seiner Mutter. Dresen schafft den Drahtseilakt, dass trotz aller Dramatik gelacht werden kann, während er an rechtsstaatliche Defizite der USA erinnert. 39 Menschen ohne Anklage werden weiter in Guantanamo gefangen gehalten. (sm/mfw)
"Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush": D/F 2022, 119 Min, Regie: Andreas Dresen
OÖN Bewertung: