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Der zweite Mann, großartig gnadenlos

Von Nora Bruckmüller, 22. Februar 2019, 00:04 Uhr
Der zweite Mann, großartig gnadenlos
Ein Interview mit Christian Bale lesen Sie morgen im Magazin der OÖN. Bild: (Constantin)

Christian Bale trumpft als US-Vize Dick Cheney auf und trägt so den Oscar-Film "Vice".

In den Augen blitzen sie auf. Die wenigen Chancen, die Christian Bale einem lässt, ihn, den Darsteller, noch wiederzuerkennen. Wie das Teuflische, das der Oscar-Nominierte seiner Figur einverleibt.

In "Vice" spielt er den früheren US-Vize von George W. Bush: Dick Cheney. Und Bale brilliert. Denn der Republikaner, heute 78, galt als dröger, undurchschaubarer "Geist" in Washington. Und das liefert Bale mit seinem Körper beängstigend genau. Sein Gesicht aber erzählt, wie es in Cheneys Kopf gearbeitet haben muss. So reiht Bale packend Schauwert an Schauwert, ohne viel zu sprechen.

Er ist der ruhende Gegenpol zu Inszenierung und Plot, die Adam McKay ("The Big Short") verantwortet hat: Aufregend, teils hysterisch, rasant, zwischen Epochen springend, erzählt er, wie Cheney vom "Fußsoldaten" zu einem Mann von Macht wird, der sich über Parteipolitik und Rechtsstaat erheben will. Das Wirken von neun Präsidenten – von Johnson über Nixon bis Obama – presst McKay in gut zwei Stunden. Drei Menschen sind dabei für seinen Protagonisten prägend: Ehefrau Lynne, die "Saufkopf" Dick erst Ambition eingebläut hat. Amy Adams gibt ihr immensen Willen samt vortrefflich nervöser Note. Mentor Donald Rumsfeld, den Steve Carell famos fahrig zur Speerspitze ordinärer Politik formt. Und Bush jr.: Sam Rockwell als exzellent jenseitiger Spielball. So präzise ihr Spiel ist – auch Adams und Rockwell sind Oscar-nominiert –, so verworren gerät die Inszenierung.

Teils arg spielerisch zwischen Fakt und Fiktion, erinnert sie an das Krude in Michael Moores Werk. So hält "Vice" weder einer Einstufung als reine Cheney-Biografie noch als eine der Weltpolitik stand. Auch für eine universelle Analyse von Verderben gerät eine Punzierung zu stark: dass einzig Cheneys Aushöhlen der Demokratie nach 9/11 zu den Kriegen in Afghanistan und Irak geführt habe, mündend im IS-Staat. McKay propagiert hier einen Zusammenhang, der so gefährlich eindimensional ist wie Bale vielschichtig.

"Vice": USA 2018, 132 Min., Regie: Adam McKay

OÖN Bewertung:

 

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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