"Alles ist gut gegangen": Sterben für Anfänger
In "Alles ist gut gegangen" thematisiert Regisseur Francois Ozon das Thema Sterbehilfe.
Francois Ozons Film "Alles ist gut gegangen" ("Tout s’est bien passé") beruht auf dem gleichnamigen autobiografischen Buch der Autorin Emmanuèle Bernheim. Er hält sich in weiten Teilen an ihre reale Geschichte: Sie und ihre Schwester mussten mitansehen, wie ihr Vater, der Kunstsammler André Bernheim, nach einem Schlaganfall mit 88 Jahren körperlich abbaute und alle Lebenslust verlor. Mit seiner Bitte um Sterbehilfe stürzte er Emmanuèle und den Rest der Familie in eine Krise.
Ursprünglich hätte Emmanuèle Bernheim sich selbst spielen sollen, doch vor der Realisierung starb sie 61-jährig an Lungenkrebs. Später übernahm Ozon das Projekt – und gewann dafür ein Ensemble der Superklasse. André Dussollier spielt mit Verve den lebensmüden reichen Industriellen, Sophie Marceau glaubwürdig die Lieblingstochter, die sich langsam dazu entschließt, den Wunsch ihres Vaters ernst zu nehmen. Mit ihrer Schwester Pascale (Géraldine Pailhas) beginnt sie ein Ringen, das zur persönlichen Abrechnung wird.
Das Erstaunliche von "Tout s’est bien passé" ist seine Balance zwischen grotesken, tragikomischen Zügen und echtem Melodram. Während die Töchter sich mit existenziellen Fragen beschäftigen, zu denen auch die Mitschuld am Tod des eigenen Vaters gehört, flüchtet dieser immer wieder in die Rolle des Unschuldigen. Und ist dann umso präsenter, wenn es darum geht, seine eigenen Wünsche durchzusetzen. Höhepunkt dieses Doppelspiels wird sein Abschiedsessen im Stammlokal, in dem die Tochter angesichts der Fröhlichkeit des Vaters um Fassung ringt, während die guten Freunde am Nebentisch im Glauben gelassen werden, alles sei bestens. (whl)
"Alles ist gut gegangen": Frankreich 2021, 114 Min., Regie: Francois Ozon
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Der Trailer zum Film: