"The Tourist": Hochglanz statt einfachem Glanz

The Tourist: (F/USA 2010, 103 Min.), Regie: Florian Henckel von Donnersmarck

OÖN Bewertung:

Am Anfang stand ein absolut gediegener französischer Krimi aus dem Jahr 2005, der den Titel „Anthony Zimmer“ trug. Hauptdarsteller waren Sophie Marceau, Yvan Attal und Sami Frey. Der Film lockte in Frankreich 803.000 Besucher in die Kinos, lief beim Filmfest München unter „Fluchtpunkt Nizza“, kam aber im deutschen Sprachraum unverständlicherweise nie offiziell zum Einsatz. Regisseur und Drehbuchautor Jérôme Salle hatte in seiner Story gezielt Hitchcock-Zitate verwendet, der Streifen imponierte mit interessanten Wendungen und einem selbst für alte Krimihasen leicht verblüffenden Ende.

Florian Henckel von Donnersmarcks Bearbeitung für das Hollywood-Remake ist leider von eher schlichter Bauweise. Die ursprüngliche Kulisse Südfrankreich wurde von Venedig abgelöst, einfacher Glanz wich Hochglanz im Postkarten-Stil. Was im Original durchaus flüssig und elegant ablief, wurde teils überflüssig, teils unbeholfen und einfältig, andernteils gibt es jedoch auch einige witzige Dialoge und amüsante Momente.

Ungeführtes Doppel

Johnny Depp macht aus seiner Rolle, was er kann, und er kann grundsätzlich ja recht viel, während Angelina Jolie als Ätherische mit fast immer gleichem Gesichtsausdruck über die Kanalbrücken wandelt. Beide wirken einigermaßen ungeführt, und irgendwie fehlt einem die Chemie. Das Ende wirkt für den Zuschauer nicht mehr verblüffend, sondern aufgesetzt.

Allein die Namen der beiden Hauptakteure könnten aber Grund genug für solide Besucherzahlen sein.

Und nun, Meister von Donnersmarck: Auf zu neuen (ureigenen) Taten, zurück ins österreichische Kloster, wo schon Ihr wunderbares Drehbuch zu „Das Leben der Anderen“ entstand. Gewiss wird dort der Herr wieder seine schützende Hand über Sie breiten!