„Nowhere Boy“: Lennon-Jugend fürs Gemüt
„Nowhere Boy“ (GB/Can 2009, 98 Min.), Regie: Sam Taylor-Wood (Moviemento, OmU) OÖN Bewertung: „Die Brille, John!“ Bündig, fast im Befehlston, weist Mimi den jungen John Lennon an, den Durchblick zu bewahren, wenn er das Haus im Liverpool ...
„Nowhere Boy“ (GB/Can 2009, 98 Min.), Regie: Sam Taylor-Wood (Moviemento, OmU)
OÖN Bewertung:
„Die Brille, John!“ Bündig, fast im Befehlston, weist Mimi den jungen John Lennon an, den Durchblick zu bewahren, wenn er das Haus im Liverpool der 50er Jahre verlässt. Bei der strikten Tante wächst der spätere Beatle auf, erst als Teenager erfährt er, dass seine lebenslustige, aber nicht immer verantwortungsvolle Mutter Julia nicht weit von ihm wohnt.
Auf dieses Beziehungsdreieck konzentriert die Künstlerin Sam Taylor-Wood in ihrem Film-Erstling das Jugend-Porträt Lennons. Im Spannungsfeld der herrschenden Zucht-und-Ordnung-Pädagogik und der aufkommenden Rock’n’Roll-Lässigkeit entlädt sich Johns emotionale Zerrissenheit in sarkastischem Gehabe, zornigen Ausbrüchen und dilettantischer musikalischer Rebellion.
Von einer Turner-Preis-Kandidatin hätte man ein gewagteres Stück Film erwarten dürfen. Sam Taylor-Wood zeichnet jedoch nur ein herkömmliches biographisches Kino-Gemälde – handwerklich ordentlich, auf Zeitkolorit bedacht, mit vielen Klischees und einem Ära-Soundtrack durchsetzt, die in erster Linie das Gemüt des Betrachters in gewohnter Manier berühren mögen.
Mit Aaron Johnson wurde ein begabter Schauspieler gefunden, der dem jungen Lennon wohl nahe kommt. Die Leinwand beherrscht aber Kristin Scott Thomas als Tante Mimi, die ihre Gefühle fest im Zaum hält.