„Greenberg“: Alleine mit Ängsten und Alkohol
„Greenberg“: (USA 2010, 107 Min.) Regie: Noah Baumbach OÖN Bewertung: „Mein Therapeut hat zu mir gesagt, dass ich mich an der Vergangenheit festklammere, weil ich damals schon nicht das Gefühl hatte, richtig zu leben.
„Greenberg“: (USA 2010, 107 Min.) Regie: Noah Baumbach
OÖN Bewertung:
„Mein Therapeut hat zu mir gesagt, dass ich mich an der Vergangenheit festklammere, weil ich damals schon nicht das Gefühl hatte, richtig zu leben.“ Der, der das sagt, heißt Roger Greenberg (Ben Stiller), ist 40 Jahre alt, arbeitet als Tischler in New York und ist titelgebende Figur dieses Films und Antiheld in Personalunion.
Gerade aus einer Nervenheilanstalt entlassen, will er sechs Wochen nichts tun, außer eine Hundehütte bauen. In L. A., im Garten seines Bruders, der seine Familie auf einen Urlaub nach Vietnam mitgenommen, den Schäferhund Mahler und seine persönliche Assistentin Florence (Greta Gerwig) aber dagelassen hat.
Beim ersten Zusammentreffen schickt er Florence nur um Whisky und Eiscreme. Beim zweiten teilen sie ein Bier und einige Minuten fahriger Sexualität. Florence, 25, einst vielversprechende Studentin, jetzt auf der Suche nach sich selbst, schupft zwar das Leben der Familie Greenberg wunderbar, beim Versuch, ihr eigenes auf Kurs zu bringen, gerät sie hingegen ins Strudeln. Von Greenberg lässt sie sich ein ums andere Mal brutal zurückstoßen, wenn der Nicht-Fahrer einen Chauffeur braucht, übernimmt sie das trotzdem. Weil sie halt so ist.
Greenberg sucht auch die Freunde seiner Jugend wieder auf. Im Stich gelassen hat er sie damals, als sie die einmalige Chance auf einen Plattenvertrag hatten. Heute haben Ivan (Rhys Ifans) und die anderen ihr Leben mit Kindern, Ehen und Verantwortung befüllt, er seines mit Neurosen, Ängsten und Alkohol.
Unsympathisch, aber echt
Nein, er ist kein sympathischer Typ, dieser Greenberg, ganz im Gegenteil, die meiste Zeit will man einfach nur mit dem Finger auf seine Ungeheuerlichkeiten zeigen. Ben Stiller spielt ihn überzeugend – er wird sein an direkten Humor gewöhntes Stamm-Publikum allerdings genauso vor den Kopf stoßen wie die Menschen im Film.
Greenberg weiß nicht, wer er ist. Der Film ist keine Liebesgeschichte, kein Generationenporträt, keine Komödie – genau wie die Hauptfigur zeigt er aber so viel Herz und Hirn, dass sich genauer Hinsehen lohnt.