"Black Brown White": Willkommen im feinen Europa
Das Feld, das der österreichische Regisseur Erwin Wagenhofer mit einem (langen) Spielfilm betritt, ist neu.
„Black Brown White“: (Österreich 2011, 107 Min.), Regie: Erwin Wagenhofer
OÖN Bewertung:
Das Feld, das der österreichische Regisseur Erwin Wagenhofer mit einem (langen) Spielfilm betritt, ist neu. Thematisch bleibt er seinen Enthüllungs-Dokus „Let’s Make Money“ und „We feed the World“ treu.
Tracker-Cowboy Don Pedro (Fritz Karl) transportiert Knoblauch nach Marokko. Und am Rückweg Menschen über die spanische Grenze nach Europa. Als eigennütziger Schlepper, als Fluchthelfer – Schwarz-Weiß-Zeichner ist Wagenhofer keiner. Dass plötzlich eine Mutter mit ihrem Sohn das Versteck im engen Hohlraum des Lastwagens gegen die Fahrerkabine tauscht, macht, was bislang Geschäft war, zu mehr – doch, keine Sorge, nur ansatzweise zur Liebesgeschichte. Im Vordergrund des Road-Movies, dem drei Menschen dreier Hautfarben seinen Titel gaben, stehen eine Flucht und das Geschäft mit dem Elend anderer. Eine Welt in Schieflage, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht verschwimmen, jeder auf seine Weise zum Gefangenen der Lage wird. Impressionen einer Reise durch die dürren Weiten Andalusiens, untermalt von Flamenco-Klängen, machen „Black Brown White“ zu einem atmosphärisch dichten Road-Movie, in dem Fritz Karl als lässig herber, charismatischer Held zwischen lakonischer Abgebrühtheit und empathischer Menschlichkeit glänzt.
Des Guten zu viel
Es wäre wohl kein Wagenhofer-Film, würde er nicht von aufklärerischen Ambitionen getragen – und leider teilweise davon erdrückt – werden. Wenn etwa der spanische Immobilien-Skandal wie in „Let’s Make Money“ nicht nur vorkommt, sondern zudem erklärt wird. Oder Schwarzafrikaner auf Tomatenplantagen zum Symbol moderner Sklaverei werden. Szenen wie diese verleihen dem Film dann letztendlich doch einen etwas schalen, moralinsauren Nachgeschmack.