Keine armen Hascherl, sondern die absolute Härte
"Wenn er zu groß ist, musst du den Schwanz abhacken." Mit dieser einzeiligen Arbeitsanweisung ist Sandras Einschulung in ihrer neuen Arbeit auch schon wieder beendet.
Früher war sie Schönheitskönigin, zuletzt tanzte sie an der Stange. Die einzigen rhythmischen Bewegungen, die die Französin jetzt noch macht, sind die, wenn sie Fischeteile vom Fließband in Dosen legt. Diese Akkordarbeit inszeniert Regisseur Allan Mauduit in einer Choreographie aus Mensch, Waren und Maschinen. Ein wunderbar spielerischer Zugang mit stimmig grotesken, weil ungustiösen Anblicken und ein kräftiger Auftakt zum Grundton einer harten Komödie. Mauduit dreht ihn ordentlich auf.
Das Erste, was Sandra, gespielt von Cécile de France ("Der junge Papst"), verkleinert, ist das Genital ihres schmierigen Kollegen, der sie vergewaltigen will. Ein Unfall, der in einem noch größeren resultiert: dessen Tod. Der Angreifer hinterlässt eine Tasche voll Geld. Sandra und ihre zwei Kolleginnen, die ihr helfen, alles irgendwie zu verarbeiten – die Leiche übrigens in Dosenfutter –, behalten es.
Ein schwerer Fehler für das Damen-Trio. Ein Gewinn für den Film, denn plötzlich sind alle hinter Sandra, der aufgekratzten Alleinerzieherin Marilyn (Audrey Lamy) und dem nur scheinbar unscheinbaren "Hausmütterchen" Nadine, César-Gewinnerin Yolande Moreau, her: Polizei, Drogenmafia, ihre Familien. Ein launig wie lustvoll überzeichnetes Spiel, das mit noch mehr Feinschliff mit einem Tarantino-Werk verglichen werden könnte. Voll von tiefschwarzem Humor wie im britischen Kino. Bis auf einen Unterschied: Hier sind die Frauen die absolute Härte. Und mit solcher wehren sich die drei Klasse-Darstellerinnen gegen die Probleme, die in der Realität unlösbar scheinen: Armut und Gewalt. (nb)
"Rebellinnen": F 2019, 87 Min., Regie: Allan Mauduit
OÖN Bewertung: