Josef Haslinger soll PEN-Zentrum vereinen
Er war bereits von 2013 bis 2017 Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Jetzt soll der österreichische Autor Josef Haslinger die Schriftstellervereinigung als am Samstag gewählter Interims-Chef vor weiteren Eskalationen bewahren.
Was war passiert? Zunächst hatte am Freitag bei der PEN-Mitgliederversammlung in Gotha der Journalist Deniz Yücel nach knapp überstandener Abwahl mit den Worten "Ich möchte nicht länger Präsident dieser Wurstbude sein" überraschend seinen Rücktritt erklärt. Von 161 abgegebenen gültigen Stimmen hatten 75 gegen seine Abberufung, 73 dafür gestimmt. Der 48-jährige Yücel war erst im Oktober an die Spitze des PEN-Zentrums gerückt. Zu den Streitigkeiten innerhalb des Präsidiums sagte Yücel in Gotha: "Ich habe es nicht nötig – take it or leave it, PEN."
Beleidigung und Mobbing
Der Führungsstil der Spitzenriege hatte zum PEN-Streit geführt. Dabei geht es unter anderem um Beleidigungen, Mobbing und den Umgangston. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen umfassenden Mailwechsel im Präsidium.
Haslinger will in der Schriftstellervereinigung nun Vertrauen aufbauen. Das sei nicht nur für das Präsidium, sondern für die ganze Arbeit von PEN notwendig, sagte der 66-Jährige. Die Mitglieder, die nach dem Gothaer Debakel über einen Austritt nachdenken, bat Haslinger "abzuwarten, ob sich das Blatt nicht doch noch wende". Er werde sich um Versöhnung bemühen, aber stehe für eine volle Periode als Präsident nicht zur Verfügung. Das PEN-Zentrum Deutschland mit 770 Mitgliedern ist eine der weltweit mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für "Poets, Essayists, Novelists".