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"Jeder Katholik sollte Mentor für andere sein"

Von Claudia Riedler, 18. Jänner 2020, 00:04 Uhr
"Jeder Katholik sollte Mentor für andere sein"
Ines Weber ist seit vier Jahren in Linz und leitet das Institut für Kirchengeschichte an der KU. Bild: Volker Weihbold

Professorin Ines Weber hat eine Tagung zum Thema Persönlichkeitsbildung organisiert.

Mit Menschen und ihren Talenten, mit Persönlichkeitsbildung und ihrem Einfluss auf die Gesellschaft beschäftigte sich gestern eine Tagung der Katholischen Privatuniversität (KU) und der VKB in Linz. Wie erkennt und fördert man Talente? Und was hat die katholische Kirche damit zu tun? Tagungsleiterin Ines Weber (49) erklärte ihre Sichtweise im Gespräch mit den OÖNachrichten. Sie ist Universitätsprofessorin im Institut für Kirchengeschichte und beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit Persönlichkeitsbildung.

OÖNachrichten: Wie sieht Ihr eigener Bildungsweg aus?

Ines Weber: Ich bin gelernte Bankkauffrau, hatte aber schon nach drei Monaten in der Bank keine Lust mehr darauf. Also habe ich Katholische Theologie und Chemie fürs Lehramt studiert, ich wollte immer mit Schülern arbeiten.

Doch dann wurden Sie Kirchenhistorikerin?

Ich bin hängen geblieben, weil ich in Münster einen sehr guten Professor hatte: Arnold Angenendt. Er unterrichtete nicht nur Daten und Fakten der Geschichte, sondern lehrte uns, zu verstehen, warum Menschen wie gehandelt haben. Er hat mich infiziert. Ich promovierte und habilitierte in Kirchengeschichte. Ich habe mich aber auch in Erwachsenenbildung und Hochschul-Didaktik weitergebildet.

Seit 2016 sind Sie an der KU. Was tun Sie für die Persönlichkeitsbildung der Studierenden?

Ich habe ein eigenes Konzept für die Lehre entwickelt. Dabei ist mir wichtig, dass Persönlichkeitsbildung an Fachwissen gekoppelt ist.

Wie bekommt man diese zusätzlichen Qualifikationen?

In einem Kurs leite ich die Studierenden an, ihren Lebensentwurf zu visionieren. Was ist der Traumberuf, wie sind die Vorstellungen über Freizeit und Familie? Und dann schauen wir, was sie dafür brauchen. Immer ausgehend von der eigenen Persönlichkeit.

Seine eigene Persönlichkeit zu entdecken, ist aber ein schwieriger Prozess?

Ein lebenslanger Prozess. Es geht einfach um die Sensibilisierung dafür, wer ich bin und was ich brauche. Bildung ist etwas, was man selber tun muss. Jeder ist ein Akteur seines Bildungsweges, das muss man verstehen.

Sie sind Theologin. Was leistet die katholische Lehre in Bezug auf die Persönlichkeitsbildung?

Sehr viel, aber das ist wenig bekannt. Jeder Mensch bekommt im Schöpfungsakt von Gott seine Fähigkeiten verlieren. Er hat den Auftrag, diese Talente zu entdecken und auszubauen. Ein Leben lang, dabei darf man auch Rückschritte machen.

Wem soll die Persönlichkeitsbildung dienen – nur einem selbst?

Sie dient dem eigenen Glück, aber auch dem Wohle der anderen. Man soll seine Talente für etwas Gutes einsetzen. Für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt.

Muss man das alleine schaffen?

Nein, ein weiterer Aspekt der katholischen Idee von Bildung sieht die Unterstützung vor. Jeder Katholik hat also die Aufgabe, Mentor für die anderen zu sein. Diese gegenseitige Unterstützung geht nicht nur von oben nach unten, von Chef zu Mitarbeiter. Sondern auf Augenhöhe.

Wo lässt sich diese katholische Idee von Bildung verwirklichen?

Überall. Es ist eine Haltung, die man zum Beispiel im Unternehmen, in der Familie, im Freundeskreis, im Verein, beim Ehrenamt einnehmen kann. Wer seine Talente auslebt, arbeitet effektiver, ist zufriedener und gesünder.

Wie aber findet man die Talente eines Menschen? Sollte das nicht schon in der Familie passieren?

Ja, man sollte die Talente der Kinder sehen, fördern, sie entwickeln lassen. Das geschieht durch den beschriebenen Haltungswechsel, durch das gegenseitige Vertrauen.

Und im Bildungssystem?

Man beachtet oft nur die Schwächen. Talente und Stärken bleiben dadurch verborgen.

Wodurch haben Sie selbst Persönlichkeitsbildung erfahren?

Durch meinen Professor in Münster und viele andere gute Begleiter in meinem Leben. Es gab natürlich auch negative Erlebnisse, aber mir wurde oft maximal viel zugetraut, was ich selbst gar nicht gesehen hätte.

Sie haben geschafft, was Ihnen zugetraut wurde. Es kann aber auch zu Überforderung führen!

Der Grat ist schmal. Ich denke, knapp vor der Überforderung und in einer wertschätzenden Atmosphäre können Talente am besten wachsen.

Persönlichkeitsbildung leiten und begleiten – eine Ausbildung dafür startet im Mai. Mehr Infos auf www.gute-gesellschaft.com

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Autorin
Claudia Riedler
Leiterin Redaktion Leben und Gesundheit
Claudia Riedler
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