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"Im Internet will ich mir nichts vorlesen lassen"

Von Peter Grubmüller   16.September 2020

Heuer jährten sich Geburtstag und Todestag von Marlen Haushofer zum 100. bzw. 50. Mal. Deshalb entschied Autorin, Übersetzerin und Festival-Chefin Karin Fleischanderl, zu ihren Literaturtagen Steyr (Eintritt frei) ausschließlich Schriftstellerinnen einzuladen. Mit dabei: Raphaela Edelbauer, Evelyn Grill, Gertraud Klemm, Jessy James LaFleur, Angela Lehner, Monika Helfer und Marlene Streeruwitz.

OÖNachrichten: Corona hat das Festival von Pfingsten in den September verscheucht. Warum finden die Lesungen und Gespräche diesmal nicht in den Steyrer Innenhöfen statt?

Karin Fleischanderl: Wir wollten uns im September erstens nicht auf das Wetter verlassen, außerdem hätten wir in den kleinen Höfen wegen der Abstandsregeln nur 40 bis 50 Besucherplätze anbieten können. Das wäre verschenkt gewesen. Das Museum Arbeitswelt hat sich angeboten, dort bringen wir im großen Saal trotz Corona 150 Leute unter. Und bevor wir herumwurschteln, machen wir jede Veranstaltung dort.

Wie hat sich die Pandemie auf die Literatur-Branche ausgewirkt?

Ich beobachte, dass die Menschen wieder mehr lesen. Mein Verleger Georg Paulmichl (folio Verlag, Anm.), für den ich übersetze, schreibt sogar ein Umsatzplus.

Was halten Sie von den Internet-Lesungen, die seit Corona gehäuft stattfinden?

Ich brauch’ das gar nicht. Entweder ich lese ein Buch – oder ich geh zu einer Lesung. Im Internet will ich mir nichts vorlesen lassen, diese digitalen Vermittlungsformen reizen mich nicht, in keiner Sparte.

Wie bewerten Sie es, dass die Frankfurter Buchmesse, die weltweit wichtigste Veranstaltung der Branche, abgesagt wurde?

Das ist schrecklich. Aber im Theater gehen wir mit der Maske und mit Abstand zum Platz. Die Besucher füllen wie bei uns Formulare aus, und sofern etwas passiert, bleibt alles nachvollziehbar. Das geht bei der Messe nicht. Dort bewegen sich die Menschen, sie besuchen die Verlagsstände, sie schlendern durch die ungelüfteten, geschlossenen Hallen. Und wer die Buchmesse kennt, der weiß, welches Gewusel und Gedränge dort herrscht.

Was halten Sie von der Auswahl der Titel, die aktuell für den Deutschen und Österreichischen Buchpreis nominiert sind?

Diese Preise sind längst keine Literatur-Preise, sondern eben Buchpreise. Es sind Auszeichnungen, die Bücher bewerben sollen, um sie im großen Stil zu verkaufen. Es ist nichts als ein Marketing-Instrument für Verlage, das die Belletristik, aber nicht die Literatur fördert. Das ist auch in Ordnung, mich ärgert nur die Vermischung: Es geht um Belletristik, die den Adelstitel der Literatur aufgesetzt bekommt.

Sehen Sie Möglichkeiten, um hier gegenzusteuern?

Schwierig – Literatur ist ein Nischenprodukt. Wir können nur daran arbeiten, mehr Leute für Literatur zu interessieren, damit sie auch erkannt wird.

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24. April 2024