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Im freien Fall zum Weltstar

Von Nora Bruckmüller, 31. Mai 2019, 08:32 Uhr
Taron Egerton
Taron Egerton als junger Elton John

"Rocketman": Taron Egerton brilliert im Kino als junger Elton John.

Ein Bub, der nie von seinem Vater die ersehnte Umarmung bekam, wird zum Musiker, der bis heute Millionen Menschen berührt.

In so wenigen Worten ließe sich der neue Kinofilm "Rocketman" zusammenfassen. Doch "wenig" ist nie eine gute Kategorie, um Sir Elton John angemessen zu huldigen – einem Sänger, Pianisten, Entertainer von Weltklasse, Kämpfer für Homosexuellenrechte und Paradiesvogel, den seine Süchte in den 80er-Jahren abstürzen ließen.

Mit Regisseur Dexter Fletcher und Drehbuchautor Lee Hall fand sich ein Traumduo für diese Mammutaufgabe, seine prägenden Jahre, von der Kindheit bis zur Wiederauferstehung, in Form zu gießen. Eine, die nach ausladenden, schrillen, aber auch ruhigen, melancholischen Tönen verlangte – wie sie die Hits des Stars prägen (mehr u.).

Beide Männer sind – wie Elton John – "made in England". Hall bewies beim Tanz-Drama "Billy Elliot" (2000), dass er für bewegende Verbindungen von Musik und Bild prädestiniert ist. Er schrieb auch das Drehbuch für Fletchers Werk "Eddie The Eagle" (2015) über den britischen Underdog-Skispringer Eddie Edwards bei Olympia 1988.

Dabei fanden die Biopic-Profis auch ihren Elton-John-Darsteller: Taron Egerton. 29 Jahre alt und mit zwei Talenten gesegnet: sehr gut spielen und singen zu können. Denn anders als Rami Malek als Film-Freddie-Mercury singt der Londoner selbst. Und noch etwas ist an "Rocketman" anders, besser als an "Bohemian Rhapsody": menschliche Fehler werden nicht bloß angerissen. Nein, sie sind der Treibstoff des Films, dessen erzählerisches Zentrum eine Gruppentherapiesitzung ist, in der Egerton als Elton John sagt: "Ich führe mich seit 1975 wie eine Fotze auf."

Er gibt sich als Teufelskerl, der im besagten Jahr zwei Nummer-eins-Alben in den USA hatte. Dabei trägt er etwas, das aussieht, als würde der Belzebub beim Profi-Eistanz mitmischen. Seiner Seele aber haben viele Scharaden geschadet.

Der bulimiekranke Reginald Dwight aus Middlesex "überlebt" mit Alk, Koks, Sex und Konsum und zerstört sich damit. Ausgehend von dieser Offenbarung fördern Fletcher und Hall die schönen und hässlichen Kapiteln zutage, die in dieser Groteske endeten: ganz oben und unten zugleich.

Schillernd, aber nie maßlos

Sie erzählen vom jungen Reggie (grandios: Matthew Illesley) zwischen Eltern (Bryce Dallas Howard, Steven Mackintosh), die ihr besonderes, sensibles Kind nicht verstanden. Man erfährt, wie sich John Reid (Richard Madden) vom Lebenspartner und Manager zum Ausbeuter verwandelte. Und wie Elton Johns platonische Liebe zu Songschreiber Bernie Taupin (Jamie Bell) geprüft wurde, aber blieb.

All das fühlt sich an wie eine filmische Karussellfahrt, bei der sich Identitätsdrama und Musikgeschichte-Musical – schillernd, aber nie maßlos – zum Ganzen vereinen. Einem, das immer, wenn es sich in Oberflächlichkeit verlieren könnte, wieder Tiefe erreicht – über Elton Johns Nummern von "Don’t Let The Sun Go Down On Me" bis "I’m Still Standing". Würde diese wichtigen (englischen) Botschaften jeder verstehen, wäre "Rocketman" perfekt. Toll ist er schon längst.

"Rocketman": GB/USA 2019, 121 Min.,
OÖN-Bewertung: 5/6 Sterne

DIe erfolgreichsten Filme über Musiker

„Bohemian Rhapsody“: Das wilde Leben von Queen-Frontman Freddie Mercury ist als Filmversion kaum ein halbes Jahr alt, aber bereits auf Platz eins: Die Arbeit spielte weltweit 215 Mio. Dollar ein und erhielt vier Oscars, u. a. für Hauptdarsteller Rami Malek.

„Walk the Line“: 2005 überzeugten Joaquin Phoenix und Reese Witherspoon als Johnny Cash und seine Frau June Carter. Die Bilanz: mehr als 186 Mio. Dollar Umsatz, fünf Oscarnominierungen, ein Goldmann für Witherspoon.

„Ray“: Jamie Foxx lieferte als Ray Charles 2004 eine atemberaubende Leistung ab. Dafür gewann er auch einen Oscar, der Film über den Ausnahmepianisten spielte 124 Mio. Dollar ein.

„What’s Love Got To Do with It“: Angela Bassett verkörpert 1993 Rocksängerin Tina Turner. Ein Film, der auch häusliche Gewalt durch ihren Ex-Mann Ike thematisierte, im Film Laurence Fishburne. Golden Globe für Bassett, zwei Oscar-Nominierungen, in den USA 40 Mio. Dollar an den Kassen (globale Summen wurde damals noch nicht ausgewiesen).

Was kommt: Mittwochabend gab Boy George bekannt, dass ein Film über ihn im Entstehen ist. Er soll seine Zeit bei der Band Culture Club beleuchten wie seine Kindheit in einer irischen Arbeiterfamilie. Im Film „Respect“ spielt Jennifer Hudson („Dreamgirls“) Soulsängerin Aretha Franklin (1942 bis 2018). Der Start ist nächstes Jahr im August geplant.

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Autorin
Nora Bruckmüller
Redakteurin Kultur
Nora Bruckmüller
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