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"Ich habe sehr viel gelacht und sehr viel geweint"

Von Julia Evers   13.Juni 2019

Es waren die Stunden nach ihrem Geburtstag, als Elfriede Ott in der Nacht auf Mittwoch im Alter von 94 Jahren starb. Sie war die österreichische Schauspielerin schlechthin, schon zu Lebzeiten eine Legende, drei Buchstaben im Kreuzworträtsel. Ob sie glücklich gewesen sei, beantwortete sie einige Jahre vor ihrem Tod so: "Ich habe sehr viel gelacht und sehr viel geweint, ich weiß nicht, was da den Überhang hat. Ich musste sehr viele Schicksalsschläge ertragen." Überhaupt: "Wenn man andere zum Lachen bringt, lacht man selbst auch – das ist falsch."

1944 debütierte die Tochter eines Uhrmachers und spätere Grande Dame der Wiener Volkskomödie am Burgtheater. Ihr Leben widmete sie fortan dem Theater, Rückzug gefunden hat sie stets in ihrer Wohnung am Kohlmarkt im ersten Wiener Gemeindebezirk. "Prof. Ott" ist dort auf dem Klingelschild zu lesen. Zahlreiche Urkunden bezeugen in der großzügigen Altbauwohnung, dass sie Titel und Ehrungen gesammelt hat wie kaum eine andere. "Mein ganzes Leben wohne ich schon hier", erzählte Elfriede Ott den OÖNachrichten bei einem Besuch und deutete zwischen die mit Brokatstoff bezogenen Möbel: "Dort drüben ist mein Kinderbett gestanden."

2013 zog sie sich zurück

Weil die körperlichen Beschwerden zu groß wurden, gab sie 2013 ihre letzte Vorstellung vor Publikum. Bis 2011 gehörte Ott als Ensemble- und Ehrenmitglied zu den Publikumslieblingen des Theaters in der Josefstadt.

Ihre Karriere als Kabarettistin startete sie in den 1950er-Jahren an der Seite von Ernst Waldbrunn, mit dem sie von 1950 bis 1964 verheiratet war. Nach der Scheidung gab die Spezialistin des klassisch-wienerischen Genres Abende als Diseuse. Ihre Soloprogramme wurden großteils von "Lebensmensch Hans Weigel" zusammengestellt, mit dem sie bis zu seinem Tod 1991 liiert und das gemeinsame letzte halbe Jahr verheiratet war. Er gestaltete für sie das legendäre Programm "Phantasie in Ö-Dur".

Ihren Beruf zu vermitteln war ihr, die viele nur "die Ott" nannten, eines der größten Anliegen: Nach 20 Jahren als Schauspielleiterin am Konservatorium gründete sie ihre eigene Schauspielschule. Von namhaften Mimen wie Nicolas Ofczarek, Sandra Cervik und Katharina Straßer war Ott die Lehrermeisterin. Dennoch: "Erfolg kann man nicht erkennen, nur Talent." Ihr selbst blieb in ihrer Jugend der Weg zum Film verwehrt, weil man sagte, sie sei nicht hübsch genug dafür. Erst im Alter von 85 Jahren spielte sie in ihrem ersten Kinofilm sich selbst. "Die unabsichtliche Entführung der Elfriede Ott" wurde nicht nur ein Publikumserfolg, sondern auch mit dem Österreichischen Filmpreis 2011 ausgezeichnet.

"Hab‘ eine Überlebenschance"

Ebenfalls ein Herzensanliegen war ihr die Leitung der Maria Enzersdorfer Festspiele, die sie 30 Jahr lang innehatte – zuletzt gemeinsam mit Goran, ihrem ehemaligen Schauspielschüler, den sie später adoptiert hat. Am schwierigsten sei es gewesen, "zu überwinden, wie blöd alle reden, da wird ja sofort vermutet, die haben was miteinander." Jeder Mensch in ihrem Alter beschäftige sich mit dem Tod, sagte Ott. Was sie von anderen unterscheidet, gefinierte sie mit dem ihr eigenen Humor: "Ich hab’ eine Überlebenschance, weil ich im Kreuzworträtsel bin. Es ist ja so praktisch mit den drei Buchstaben."

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