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Der "Erklärer der Welt" Hugo Portisch ist tot

Von nachrichten.at, 01. April 2021, 14:40 Uhr
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Bildergalerie Publizist Hugo Portisch ist tot
Bild: VOLKER WEIHBOLD

WIEN. Hugo Portisch, einer der großen Journalisten der Republik, starb im Alter von 94 Jahren.

Die weitgehende Unabhängigkeit des ORF wäre ohne Hugo Portisch undenkbar. Mit anderen Chefredakteuren, darunter Hermann Polz von den OÖNachrichten, setzte er das Rundfunk-Volksbegehren durch – das erste in Österreich. Vielen Österreichern galt Portisch als der Vermittler österreichischer Zeitgeschichte schlechthin. Fraglos war er der bedeutendste Journalist der Zweiten Republik. Und auch in Sachen Schwammerl war er Experte: Nun verstarb Hugo Portisch im Alter von 94 Jahren. Laut seinem langjährigen Journalistenkollegen Heinz Nußbaumer ist Portisch am Donnerstagmittag in einem Krankenhaus "nach kurzer Krankheit sanft eingeschlafen".

Der breiten Öffentlichkeit wurde Portisch als Chef-Kommentator des ORF-Fernsehens bekannt. Wie kein Zweiter beherrschte er die Kunst, komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären und Wissen mit hoher Kompetenz, aber ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln. Die ausladende Gestik, mit der er stets seine Analysen unterstrich, wurde zum Markenzeichen. Zwei Generationen haben von Portisch gelernt, Zeitgeschichte zu verstehen und Ereignisse rund um den Globus zu bewerten.

Meilensteine "Österreich II" und "Österreich I"

Unumgänglich sind in dem Zusammenhang seine Fernsehserien "Österreich II" und "Österreich I", mit denen der Journalist zur Inkarnation eines kollektiven österreichischen Geschichtsbewusstseins wurde. 2013 wurde auf ORF III die Neuauflage von "Österreich II", technisch und inhaltlich aktualisiert, ausgestrahlt. Im Jahr 2005 lieferte Portisch mit der vierteiligen Reihe "Die Zweite Republik - Eine unglaubliche Geschichte" ein "spätes Meisterstück öffentlich-rechtlicher TV-Kultur", so der ORF damals. Unvergessen sind auch - vor allem in den Sechziger- und Siebziger-Jahren, als Berichte aus fernen Ländern noch selten waren - seine außenpolitischen Reihen "So sah ich ...", die ihn von Afrika nach Vietnam, von London bis Peking führten.

Der am 19. Februar 1927 in Preßburg geborene Hugo Portisch studierte in Rekordzeit Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik. Bereits 1948 begann er als Redaktionsaspirant der "Wiener Tageszeitung", zwei Jahre später wurde er Leiter der Außenpolitik. Nach einer Zwischenstation als Leiter des Österreichischen Informationsdienstes in New York begleitete Portisch in einem kurzen, aber historisch bedeutsamen Zeitraum Bundeskanzler Julius Raab als Pressesprecher bei Staatsbesuchen in den USA.

Bacher'sche Informationsoffensive

1955 holte ihn Hans Dichand, damals Chefredakteur, als Stellvertreter in den neugegründeten "Kurier". Nach Dichands Abgang aus der damals größten Tageszeitung wurde Portisch 1958 Chefredakteur.

Portisch war maßgeblicher Proponent des erfolgreichen Rundfunkvolksbegehrens, das in die Rundfunkreform unter Generalintendant Gerd Bacher mündete. 1967 wechselte er als Chefkommentator in den ORF - und wurde eines der Aushängeschilder der Bacher'schen Informationsoffensive.

Für seine Arbeit wurde Portisch u.a. mit dem Karl-Renner-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, der Goldenen Kamera und dem Fernsehpreis "Romy" ausgezeichnet. Unter seinen zahlreichen Büchern befindet sich auch durchaus unpolitisches: 1989 verfasste er zusammen mit seiner Frau Gertraude den Band "Pilzesuchen - ein Vergnügen".

Seine Autobiografie "Aufregend war es immer" wurde zu seinem 90. Geburtstag ergänzt und neu aufgelegt Damals legte er auch mit "Leben mit Trump - ein Weckruf" eine damals hochaktuelle Betrachtung des Umbruchs in den USA und dessen internationale Folgen vor. 2018 wurde er zum Wiener Ehrenbürger ernannt, im Herbst 2019 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik. "Hugo Portisch und sein Werk sind Teil der österreichischen DNA", formulierte damals Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), "er hat das Geschichtsbewusstsein einer ganzen Nation geprägt!"

Hugo Portisch hätte 1991 Nachfolger Kurt Waldheims als Bundespräsident werden können, auch Ministerposten wurden ihm angeboten, er lehnte sie ebenso dankend ab wie höchste Führungsfunktionen in Zeitungen und ORF.

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