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Harald Schmidt über TV-Comeback: "Nein, definitiv nicht"

Von nachrichten.at/apa/dpa, 16. August 2022, 13:51 Uhr
Harald Schmidt
Harald Schmidt Bild: VOLKER WEIHBOLD

Harald Schmidt hat sich vor acht Jahren mit seiner Late-Night-Show aus dem Fernsehen verabschiedet. Endgültig, wie er sagt. Ab September tritt er an der Volksoper Wien als Ludwig XV. auf.

Dass Harald Schmidt nicht mehr als Late-Night-Talker auftritt, heißt nicht, dass er die aktuellen Entwicklungen nicht auf das Genaueste verfolgt. Seine Themengewichtung fällt dabei mitunter etwas anders aus als in den meisten Medien.

Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur spricht er über die deutsche Ampel-Regierung, den kommenden Winter, seinen 65. Geburtstag und die schöne neue Tiktok-Welt.

dpa: Sie spielen jetzt in Wien Ludwig XV. - und singen auch?

Harald Schmidt: Ja, zwei Sätze. Das genügt auch. Ich singe halt so, wie ein Schauspieler singt.

Wie ist das gekommen?

Volksoper Wien, da muss man mich gar nicht groß überzeugen. Und Wien ist eine total theaterverrückte Stadt.

Und die österreichische Politik?

Halte ich mich völlig raus. Ich bin ja Gast. Man muss da leben, man muss da aufgewachsen sein, um das in der DNA zu haben, sonst ist es so Geblubber von außerhalb. Was ich auch überhaupt nicht mache, ist, im Ausland negativ über die deutsche Politik zu reden. Das finde ich eine schwache Charakterleistung, wenn man das macht.

Der deutsche Bundeskanzler gibt für Sie vermutlich sowieso nicht viel her.

Ich finde, dass die Regierung ihren Job mehr oder weniger gut erledigt. Ich meine: Der Laden läuft, und der Rest ist Sache von den Aufgeregten, die in den Talkshows sitzen. Da geh ich ja nicht hin. Ich gehe nicht in diese Auffangbecken, wo die Erniedrigten und Beleidigten sitzen. Ich gehe nur dahin, wo ich der einzige Gesprächspartner bin.

Robert Habeck ist der eigentliche Star der Regierung?

Aktuell ja. Momentan ist er medial sehr angesagt. Aber das kann sich schnell ändern, wie wir wissen.

Ihre Zeit war ja die von Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Ja, das war eine völlig andere Situation. Da war auch die Medienlandschaft eine andere. Sie hatten ja quasi noch kein Internet. Es gab noch keine Smartphones. Es ging gerade erst los. Diese Dauerpräsenz wie heute, das hatten Sie damals nicht.

War die Politik damals unterhaltsamer?

Ach, das ist wie wenn man sagt: Früher war man im Fußball heimatverbundener. Mich interessiert nicht, ob ein Spieler heimatverbunden ist. Wenn der Scheich für ihn 300 Millionen zahlt, warum nicht? Ich muss mich mit dem aktuellen Datum auseinandersetzen. Und da kriege ich mit: Der Kanzler hat gerade seine erste Pressekonferenz nach den Sommerferien abgehalten, und es kommen jede Menge neue Pakete. Der Ausdruck gefällt mir gut: Pakete! Es gerät nur schnell in Vergessenheit. Zum Beispiel das Osterpaket, das Robert Habeck für uns geschnürt hat - da weiß ich schon nicht mehr, was das war. Früher hätte man gesagt: Schulden. Heute: Sondervermögen.

Der Kanzler will die Angst vor dem schrecklichen Winter reduzieren. Man hat sich doch noch nie vor einem Winter so sehr gefürchtet wie vor dem kommenden.

Das glaube ich nicht, dass man sich fürchtet. Es wird behauptet, dass man sich fürchtet. Die Medien sind verzweifelt, dass die Leute sich nicht genügend fürchten. Wenn ich die Leute in Straßenumfragen sehe, dann sagen die: "Naja, wir warten mal ab. Ich drehe halt ein bisschen das Gas runter. Verglichen mit anderen Ländern geht's uns ja noch prima."

Sie glauben, die Leute sind gar nicht so ängstlich?

Nein. Das habe ich definitiv gelernt: Es gibt einen Riesenunterschied zwischen der medialen Aufregung, die verbreitet wird, und der Bevölkerung. Die stellen vielleicht fest, dass Sachen teurer werden oder dass das Tanken teurer wird. Aber letzten Endes ist die Bevölkerung viel unaufgeregter, als die Medien es gerne hätten. Mein Lieblingsirrsinn ist der Satz: "Die Nation spricht darüber."

Aber Inflation und steigende Energiepreise gehen doch nun mal wirklich ins Geld.

Schauen Sie doch mal in die Biergärten, schauen Sie doch mal in die Straßencafés: meine Generation, große Eisbecher! Viele auch schon auf dem Elektrorolli, weil man die Gelenke nicht mehr so im Griff hat. Da höre ich natürlich schon den Einwurf: "Das sind einige wenige, aber das kleine Mütterchen!" Das ist sicher auch richtig. Das Thema der Zukunft ist für mich der demografische Wandel. Boomer. Immer mehr Rentner, immer weniger, die einzahlen. Das wird ein Riesenthema, da müssen viele Pakete geschnürt werden.

Wann ist es bei Ihnen soweit mit der Rente?

Bei mir sind's glaub ich noch acht Monate. Jahrgang '57. Ich war ja die meiste Zeit Freiberufler. Aber ich habe halt 15 Jahre voll einbezahlt, um eine Minirente zu kriegen. Als ich am Theater war und auch heute noch, wenn man beim ZDF arbeitet, muss man auf Lohnsteuerkarte arbeiten. Ich bin auch noch Mitglied der Bayerischen Versicherungskammer, die eine sinnvolle Einrichtung für Schauspieler ist, weil in meiner Branche ja doch viele mit den Begriffen brutto und netto durcheinander kommen.

Wissen Sie schon, wie viel Sie bekommen?

Schmidt: Aktueller Stand: 272 Euro. Im Ernst! Die kassier ich auch knallhart, ich hab ja einbezahlt, das steht mir zu. Das ist ja kein Almosen, das ist ein Deal, den ich mit dem Staat gemacht habe. Her damit!

Machen Sie (...) eine große Feier zu Ihrem Geburtstag?

Nein. Ich mache eine Überraschungsparty.

Für sich selbst?

Ich weiß noch nicht, ob ich meine Gäste überrasche oder meine Gäste mich. Aber ich habe auf jeden Fall schon mal vor zehn Jahren dieses "Save the date" verschickt.

Also so groß wird die Feier nicht?

Das weiß ich nicht. Es kann sein, dass wir im Rahmen von "Wir müssen alle sparen" nur ein kleines Tischfeuerwerk machen. "Rhein im Flammen" geht ja nicht, weil kein Wasser da ist.

Derzeit gibt es ja eine große Retrowelle im Fernsehen. Sie planen da nichts?

Nein, definitiv nicht.

Vielleicht fragt Sie ja jemand.

Mich? Sinnlos. Wirklich sinnlos.

Thomas Gottschalk macht doch auch wieder "Wetten dass..?"

Ja, aber Tommy hat ja nie aufgehört. Tommy war ja immer da für sein Publikum, während ich wirklich nur noch ganz, ganz, ganz sporadisch was mache. Ich glaube auch, dass ich uninteressant bin für die Sender.

Die Boomer wären sicher wieder dabei.

Ja, aber für mich ist das Ganze in einem tollen Bogen abgeschlossen worden. Ich bin jetzt wieder auf der Bühne, wo ich herkomme, und das ist für mich absolut fantastisch. Ich muss mich mit niemandem absprechen.

Können Sie sich denn erklären, wo diese Welle herkommt?

Die Retrowelle? Wahrscheinlich eine gewisse Verzweiflung. Ich kenne keinen Menschen unter 20, der noch Fernsehen guckt. Auf dem Handy werden die zwei Minuten gezeigt, die interessieren.

Die Verbindung zur Tiktok-Welt haben Sie über Ihre Kinder?

Ja. Ich weiß in etwa, was Tiktok ist. Ich weiß auch, dass man nicht mehr auf Facebook ist. Da ich aber eh nirgends bin, spielt das für mich nicht so eine Rolle.

Zur Person

Harald Schmidt wurde am 18. August 1957 in Neu-Ulm geboren, wuchs in Nürtingen auf und studierte Schauspiel in Stuttgart. Nach einem Engagement am Theater Augsburg wechselte er 1984 zum Düsseldorfer Kom(m)ödchen und machte sich dort einen Namen als Kabarettist. Seine erste Fernsehreihe "MAZ ab!" bekam er 1988. Der Kult kam mit der 1995 gestarteten "Harald-Schmidt-Show". 2014 verabschiedete er sich als Late-Night-Talker mit den Worten: "Fantastische 19 Jahre! Ihnen alles Gute und schönen Abend."

Harald Schmidt tritt als König Ludwig XV. in "Die Dubarry" von Carl Millöcker und Theo Mackeben an der Volksoper Wien auf; Premiere ist am 3. September um 19 Uhr

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