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Hans Peter Heinzl - Weggefährten erinnern sich

Von Peter Pohn, 29. Jänner 2022, 00:04 Uhr
"Arbeiterkinder arbeiten manuell"
Hans Peter Heinzl hat sich einen Platz in Österreichs Kabarettelite erspielt. Bild: ORF

Am 1. Februar 2022 wäre der Kabarettist Hans Peter Heinzl 80 Jahre alt geworden. Von Linz aus hat er seine Karriere gestartet. Zum Geburtstag erinnern sich Weggefährten an das einstige satirische Schwergewicht.

Hans Peter Heinzl sei ein Klavierhumorist mit klugen satirischen Texten gewesen, sagte Kollege Erwin Steinhauer, "ähnlich wie Karl Farkas wollte er aber niemals seinen kabarettistischen Opfern wehtun."

Bekannt wurde Heinzl vor allem dank regelmäßiger Fernsehpräsenz. "Die Heinzl-Kabarettaufzeichnungen waren Tagesgespräch", sagt Wolfgang Pissecker von den Hektikern.

Zur Welt kommt Heinzl in der Wiener Ignaz-Semmelweis-Klinik. Er wird in eine Arbeiterfamilie hineingeboren. "Arbeiterkinder arbeiten manuell", lautet das Motto der Heinzls. Hans Peter aber liest viel lieber Bücher oder spielt Klavier. Er begehrt auf und landet in einem Heim für schwer erziehbare Kinder, wie er im letzten Kabarett "Freundschaft – Erinnerungen eines Schwererziehbaren" erzählt. "Es war sein mit Abstand persönlichstes Programm", erinnert sich Sohn Hans Peter Heinzl, der in der IT-Branche tätig ist.

"Arbeiterkinder arbeiten manuell"
Klavierhumorist Heinzl: Er spielte lieber Klavier, als ein Handwerk zu lernen. Bild: H. P. Heinzl jun.

Heinzl beginnt später eine Lehre beim Konsum, heiratet Mitte der 1960er-Jahre und zieht mit seiner Maria in ihren Heimatort Sierning (Bez. Steyr-Land). Mit der Geburt der Söhne Hans Peter (1966) und Wolfgang (1967) ist das Familienglück bald komplett. Anfang der 1970er-Jahre gründet Heinzl eine Vertriebsfirma für Verpackungssysteme in Traun, wohin dann auch die Familie übersiedelt.

Leidenschaftlicher Verkäufer

Doch die Ehe hält nicht lange. Bereits Anfang der 1970er-Jahre folgt die Scheidung, worauf Heinzl eine Wohnung in der Pfarrgasse in Steyr mietet. In der Nachbarschaft wohnt das Unternehmer-Ehepaar Renate und Franz Josef Hartlauer, das gerade sein Geschäft "Foto und Musik"-Hartlauer eröffnet hat. "Hans Peter wollte bei uns zahlreiche Schallplatten kaufen, die damals aber verhältnismäßig teuer waren", erinnert sich Renate Hartlauer. Da er in dieser Zeit knapp bei Kasse ist, lässt er anschreiben und arbeitet dafür an Samstagen in Hartlauers Musikabteilung. Bald verbindet Heinzl mit den Hartlauers eine Freundschaft. "Hans Peter war fröhlich, lustig, begabt und wir haben mit ihm sehr viel gelacht. Zudem war er äußerst werbewirksam."

"Arbeiterkinder arbeiten manuell"
Gutes nachbarschaftliches Verhältnis in Steyr: Franz Josef Hartlauer und Heinzl Bild: H. P. Heinzl jun.

Mitte der 1970er-Jahre folgt der erste größere Auftritt als Kabarettist im Jägermayrhof auf dem Linzer Freinberg. 1977 tritt Hans Peter Heinzl erstmals im ORF-Landesstudio in Linz auf und wenig später gastiert er in Heinz Conrads’ Sendung "Was gibt es Neues". Danach engagiert Filmproduzent Rudolf Klingohr den aufstrebenden Kabarettisten. Produziert werden Kurzfilme für die Sendung "Quiz in Rot-Weiß-Rot". Heinzl gibt den tollpatschigen Koch. "Da habe ich doch was falsch gemacht", lautet sein Standardspruch, nachdem er das verschmorte Gericht aus dem Ofen nimmt, woraufhin die Zuschauer erraten müssen, wo der Fehler bei der Zubereitung gelegen ist. Auch mit seinen Kabarettabenden, die Heinzl mit Peter Orthofer erarbeitet, wird er immer erfolgreicher, Premieren folgen jedes Jahr. Für Kinder erfindet Heinzl die Ö2-Radiosendung "Wendelin Grübel" und mit der französischen Star-Astrologin Elizabeth Teissier moderiert er in der ARD eine Astro-Show (1981–1983).

Mit dem 300 Plätze umfassenden Kabarett- und Komödien-Theaterlokal, kurz K&K-Theater, am Naschmarkt setzt Hans Peter Heinzl 1984 gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau Renate, einer Kulturmanagerin, einen weiteren Plan in die Tat um. Der Theaterintendant möchte hier auch der nächsten Kabarett-Generation eine Chance geben und sucht nach Talenten. Mit seinem Team besucht er daher eine Hektiker-Vorstellung. "Heinzl und seine Entourage haben in den ersten Minuten unserer Show getuschelt, schienen also nicht sehr angetan von uns zu sein", erinnert sich Florian Scheuba. Dann habe Heinzl gesagt: "Hoits die Goschn, die sind gut!"

"Arbeiterkinder arbeiten manuell"
Freundschaftliche Verbindung: Erika Pluhar und Hans Peter Heinzl Bild: H. P. Heinzl jun.

Heinzl wird bissiger

Während die Hektiker Mitte der 1980er-Jahre die jungen wilden Buben mit einer aufwendigen Bühnenshow und wenig politischem Inhalt geben, wird Heinzl immer mehr zum bissigen Satiriker. Themen gibt es in jenen Jahren genug zu besprechen: AKH- und Weinskandal, die SPÖ-Krise, der Umgang Österreichs mit seiner NS-Vergangenheit, usw. In den Programmen "Spott sei Dank" (1985) oder "Wir zeigen die Zehne" (1986) wird vieles davon behandelt. Auch der ORF setzt weiterhin auf Heinzl. Er erhält die Satire-Sendung "Unterm Strich" (1987) und später "Zeit am Spieß" (1991–1994).

Alles scheint zu passen, bis Heinzl im Frühjahr 1992, damals noch 160 Kilogramm schwer, mit Rücken- und Brustschmerzen einen Arzt aufsucht. Er erhält die niederschmetternde Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Heinzl entscheidet sich für Professor Christoph Zielinski als betreuenden Arzt. "Hans Peter zählte zu den ersten prominenten Patienten, die öffentlich zu ihrer Krankheit gestanden sind und auch über die Therapiemöglichkeiten gesprochen haben", erinnert sich Zielinski.

Heinzl gibt nicht auf und erarbeitet zur Enttabuisierung der Krankheit Krebs das Filmprojekt "Rosen aus Jericho". Viele sind bereit, Heinzl fast unentgeltlich zu helfen. So auch Burgschauspielerin Erika Pluhar und der später im Kaisermühlen Blues als Bezirksvorsteher spielende Peter Uray. Im Film werden Pluhar und Uray, sie spielen ein krebskrankes Liebespaar, geheilt. "Auch Hans Peter war positiv eingestellt und hat gedacht, dass er die Krankheit übersteht", erinnert sich Uray. Mittels schul- aber auch alternativmedizinischer Therapien und Herzensprojekten verlängert Heinzl sein Leben um vier Jahre. Bis zu seinem Lebensende hin seien seine Kabarettabende immer melancholischer geworden, erinnert sich Erika Pluhar: "Natürlich empfanden viele Besucher die letzten Programme als zu wenig kabarettistisch und lustig, aber ich fand die Themen philosophisch und klug."

"Arbeiterkinder arbeiten manuell"
„Mir war schon als Kind klar, dass mein Vater nicht so war, wie die Väter anderer Kinder. Im klassischen Sinn hat er mir wenig beigebracht, aber indirekt hatte ich Zugang zu einer Kulturwelt, die Freunde so nicht kannten.“ Hans Peter Heinzl jun. Bild: privat

1995 steht Heinzl als Oberst Dr. Brunner in der TV-Serie "Stockinger" gemeinsam mit Karl Markovic und Sandra Cervik noch einmal vor der Kamera. Die Rolle des Obersts, eine etwas fragile, verschrobene Figur, ist für Heinzl eher untypisch. Bekannt ist er ja durch seine direkte Sprache und körperliche Präsenz geworden. Nun wiegt er nur noch 70 Kilogramm. "Ich habe Hans Peter Heinzl als jemanden kennengelernt, der über seinen Gesundheitszustand nicht gejammert hat", erinnert sich Cervik. Die Erstausstrahlung der Sendung Mitte November 1996 erlebt er nicht mehr. Heinzl verstirbt im Kreise der Familie am 2. September 1996. Bereits ein Jahr vorher ist sein geliebtes K&K-Theater in Konkurs gegangen und viele Freunde von früher haben sich nicht mehr gemeldet.

"Kabarettist bin ich geworden, weil ich mir dachte, da kann man alles sagen, was man sich denkt, und darf sich den größten Teil doch nur denken." Mit diesem Satz aus seinem letzten Programm "Freundschaft", die Aufzeichnung wird unmittelbar nach seinem Tod am 2. September 1996 ausgestrahlt, verabschiedet sich der Kabarettist Hans Peter Heinzl von seinem Publikum, für immer.

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