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Schriftsteller und Attersee-Fischer Hans Eichhorn ist tot

Von nachrichten.at/apa   29.Februar 2020

Er war vielfach ausgezeichneter Literat, Maler und Berufsfischer: Hans Eichhorn ist nach längerer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie in seinem Fischerhaus am Attersee verstorben. Das teilten seine Angehörigen am Samstag mit. 

Eichhorn wurde 1956 in Vöcklabruck geboren und lebte und arbeitete am Attersee. 1983 hatte er von seinen Eltern das Fischereirecht am Attersee übernommen. Eichhorn war verheiratet und hatte eine Tochter und zwei Söhne. 1993 erschien sein erstes Buch "Das Zimmer als voller Bauch". Erst Ende Jänner wurde er mit dem Heinrich-Gleißner-Preis für Literatur ausgezeichnet. 2005 erhielt er den oberösterreichischen Landeskulturpreis für Lyrik.

"Wozu Dichter sein in dürftiger Zeit?"

Erst Ende Jänner 2020 hatte Eichhorn in den Linzer Redoutensälen den 35. Heinrich-Gleißner-Preis für sein Lebenswerk entgegengenommen. Er sehe die Auszeichnung als "Ermutigung, meine Wege und Umwege fortzusetzen", hatte er in seiner Rede gesagt. In seinen Dankesworten spürte Eichhorn Friedrich Hölderlins Frage nach: "Wozu Dichter sein in dürftiger Zeit?" Seine Antwort: "Je dürftiger die Zeit, umso mehr bedarf es der Literatur", die in schnelllebigen, digitalen Zeiten "ein Garant für das Innehalten und die Entschleunigung" sei. 

Im November 2019 zeichnete ihn das Land Salzburg mit dem Georg-Trakl-Preis für Lyrik aus. In der Jurybegründung hieß es: "Seine Gedichte sind von visueller Kraft geprägt, von großem Feingefühl für die minutiöse Beobachtung von Dingen, Menschen, sozialer Ausgrenzung und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen, für die leichtfertige Zerstörung der Umwelt ebenso wie für die vielstimmige "Morgenoper" des Erwachens auf dem See und für die Sommerkulisse aus Wasser, Gebirge und Licht in Trakl"scher Farbenpracht."

"Sätze lesen, die mich betreffen"

Noch im Dezember 2019 hatten die OÖN Eichhorn in seinem Fischerhaus am Attersee besucht und mit ihm über sein Leben am Attersee und sein Werk gesprochen. Eichhorn hätte eigentlich Bankangestellter werden sollen und besuchte die Handelsakademie in Vöcklabruck, erzählte er den OÖN damals. Aber zu diesem Zeitpunkt schien es ihm, als wachse er "blind" auf, frei von klassischer Bildung.

"Ich wollte mehr lernen – und vor allem Sätze lesen, die mich betreffen. So bin ich zum belletristischen Lesen gekommen. Dieses Hingezogensein zu Texten wurde so stark, dass die Literatur bald wichtiger war als mein Religionspädagogik-Studium, das ich in Salzburg angefangen hatte."

Innerhofer, Handke und Bernhard

Mit 12 Jahren versuchte er sich an Nachdichtungen von Enid-Blyton-Büchern ("Fünf Freunde"). Als Jugendlicher war ihm die Ö1-Radiosendung "Du holde Kunst", die bis heute Texte an klassische Musik anbindet, ein literarischer Wegweiser. "Da hab ich erstmals Gedichte von Ingeborg Bachmann, August von Platen und Georg Trakl gehört." Später verschlang er Franz Innerhofer, Peter Handke und Thomas Bernhard.

Eichhorns Held der Studienzeit war Jean Améry, der den klassischen Intellektuellen verkörperte. Aus der Wiener Gruppe hielt er den 1964 im Alter von 31 Jahren verstorbenen Konrad Bayer für die stärkste Stimme der literarischen Avantgarde. Und Oswald Wiener imponierte ihm wegen dessen oppositioneller Haltung im Roman "Die Verbesserung von Mitteleuropa".

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29. März 2024