Große Stimme, große Hoffnung
Mit Samuel Hasselhorn gastierte ein Star der Zukunft im Linzer Brucknerhaus.
Obwohl Robert Schumann noch im Jahr davor zugibt, Vokalmusik nicht auf die gleiche Stufe wie die Instrumentalmusik zu stellen, explodiert er im Jahr 1840 förmlich und schreibt ein Lied nach dem anderen. Insgesamt 138. Die waren zwar nicht alle am Sonntag beim Liederabend mit Samuel Hasselhorn und Helmut Deutsch im Brucknerhaus zu erleben, aber zwei der dabei entstandenen und das Liedrepertoire weit überragenden Zyklen – der Liederkreis op. 39 nach Gedichten von Joseph von Eichendorff und die nach Heinrich Heines "Buch der Lieder" entstandene "Dichterliebe" op. 48.
Samuel Hasselhorn ist seit seinem Gewinn beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb in Brüssel zur großen Nachwuchshoffnung der nächsten Generation an Opern- und Liedsängern geworden. Auffallend ist, dass man bei ihm keine "Schule" heraushört, sondern dass er eigenständige und ungewohnte Zugänge findet. Das mag vielleicht auch an seiner Stimme liegen, die im Forte wunderbar aufblüht, im Piano hingegen manchmal schüchtern verhalten klingt und nicht diese zielstrebige Kontur aufweist. Intensität erzielt er durch die Stimmfülle, weniger über den Text, wenngleich seine Textdeutlichkeit mehr als nur überzeugt.
Einfühlsame Piano-Begleitung
So gewannen auch jene Lieder, bei denen er sein Stimmvolumen ausspielen konnte, mehr Intensität als jene von Schumann zart erfundenen Passagen. Insgesamt aber eine beeindruckende Leistung, die bei einem derart einfühlsam führenden Pianisten wie Helmut Deutsch umso eindringlicher zu erzielen war. Schumanns "Grenadiere" sowie zwei dazwischen eingezwickte Lieder von Clara Schumann wirkten wie ein ungewollter Vorhang zu etwas, das ein Vorspiel eigentlich nicht nötig hat. (wruss)
Fazit: Ein gelungener Liederabend eines jungen deutschen Baritons, den man sich im positiven Sinn wird merken müssen.