Große Musik, edel destilliert
Brucknerhaus: Tolle Kammermusik mit Camerata RCO
Dass die Musik Anton Bruckners und der Kreis um Arnold Schönberg viel Gemeinsamkeiten aufweisen, liegt nicht auf der Hand. Dennoch zieht sich ein roter Faden von Bruckner über Hans Rott zu Mahler, der der Säulenheilige für Schönberg war, bis in die Gegenwart. Genau diese Entwicklungslinie zeigte das Konzert mit Camerata RCO, dem Kammerensemble des Royal Concertgebouworkest Amsterdam, am Dienstag im Brucknerhaus auf.
Allerdings – bis auf Anton Weberns "Langsamen Satz für Streichquartett" – alles in Bearbeitungen für Kammerensemble. Das Reduzieren eines für einen größeren Klangkörper entworfenen Stücks auf wenige Instrumente verlangt unglaubliche Kenntnis des Originals und ermöglicht für den Hörer das Erlebnis der puren Konstruktion des Werkes.
Schönbergs Kammersymphonie op. 9 legt in Weberns Fassung für Flöte, Klarinette, Violine, Cello und Klavier so manch strukturelle Spitzfindigkeit offen, die man im berauschenden Klang des Originals nicht so wahrnimmt. Natürlich ändern sich aufgrund der unterschiedlichen Besetzung die Klangfarben, aber Webern hat das in seiner genialen Reduktion derart geschickt getan, sodass die emotionale Wirkung und die kompositorische Essenz dabei unangetastet bleiben.
Das ist auch Hanns Eisler, Erwin Stein und Karl Rankl bei der Bearbeitung von Bruckners VII. Symphonie geglückt. Wobei die Qualität der Arrangements doch Unterschiede aufzeigt. So sind der erste und dritte Satz in der Fassung von Eisler absolut genial, auch Erwins Steins Reduktion des Scherzos überzeugt, während das Finale in der Fassung von Karl Rankl am wenigsten ans Original anzuknüpfen vermag.
Den famosen Mitgliedern von Camerata RCO gelang es, die Werke mit unbändiger Leidenschaft, intensivem Ausdruck und Finesse zu interpretieren. Bei Bruckners Symphonie wurden sie dabei vom Dirigenten Rolf Verbeek versiert angeleitet.
Fazit: Grandioser, inspirierender Kammermusikabend