"Geschichten vom Franz": Liebenswerter Spaß für die ganze Familie
Millionen Kinder und Eltern kennen und lieben Christine Nöstlingers herzigen Buben, ab Freitag erlebt er sein erstes Kino-Abenteuer.
"Der Franz, der kann’s!", skandieren die Fans und halten Plakate hoch. Ein schöner Traum! Die Realität sieht anders aus: Immer wenn sich der Franz unter Stress gesetzt fühlt, etwa vom strengen Lehrer Zickzack, bekommt er eine hohe, kieksende Stimme und macht sich zum Gespött der Klasse. Das darf so nicht bleiben. Die "Geschichten vom Franz", die ab Freitag im Kino erzählt werden, sind Geschichten einer Selbstermächtigung.
Christine Nöstlingers "Geschichten vom Franz", zwischen 1984 und 2011 in 19 Bänden erzählt, haben Millionen Kinder und Erwachsene begleitet. Das Bild des netten Buben, der zu seinem Ärger wegen seiner blonden Locken immer wieder für ein Mädchen gehalten wird, wurde dabei mindestens ebenso von Illustrator Erhard Dietl wie von der Autorin selbst geprägt.
Der 2010 geborene Jossi Jantschitsch entspricht diesem Bild nun erstaunlich gut – und auch sein Busenfreund, der gutmütige Eberhard (Leo Wacha), und seine aufgeweckte Freundin Gabi (Nora Reidinger) sind vom bayerischen Regisseur Johannes Schmid bestens gecastet. Das ist die halbe Miete. Die Oberösterreicherin Sarah Wassermair hat Figuren und Motive aus Nöstlingers "Geschichten vom Franz" genommen, aber ansonsten ein ganz eigenständiges und heutiges Drehbuch geschrieben. Kommunikation via Smartphones ist für die Kinder selbstverständlich.
Aus dem Internet kommt auch die vermeintliche Lösung für das Egoproblem des Neunjährigen. Influencer Hank Haberer (Philipp Dornauer) sagt den Losern, wie sie "vom Zero zum Hero" werden, und hat ein Trainingsprogramm parat, mit dem Franz zum Muskelprotz werden will. Und damit mehr dem stereotypen männlichen Rollenbild entsprechend als Papa Fröstl (Simon Schwarz), der als Hausmann seine Frau (Ursula Strauss) mit Selbstgebackenem verwöhnt.
Kein wienerischer Film
Das ist liebenswert und unterhaltsam erzählt, hat einige wirklich nette Szenen (etwa der gemeinsame Besuch von Franz, Gabi und Eberhard im Fitnessstudio), einen flotten Soundtrack von Marco Wanda und dürfte der ganzen Familie Spaß machen. Ein wienerischer Film ist "Geschichten vom Franz" nicht geworden. Er spielt zwar im Karmeliterviertel und bietet mit einem Gründerzeit-Wohnhaus, dem Markt und dem Donaukanal einiges an Lokalkolorit. Doch es wird weder Wienerisch gesprochen noch das von Menschen aus Familien der unterschiedlichsten Nationen geprägte Wien abgebildet. Auch die grantige Nachbarin (Maria Bill) wirkt wie ein Zitat aus einem Wien, das es kaum mehr gibt. Gute Voraussetzungen aber, dass "Geschichten vom Franz" auch am deutschen Kinomarkt reüssiert. Dort kommt der Film parallel zum Österreichstart in die Kinos. Ein zweiter Teil ist übrigens bereits in Vorbereitung.