Geschichten mit Geschichte
Er ist 70 Jahre alt und steht seit 50 Jahren auf der Bühne. Gerhard Egger feiert das mit Musik.
Zum Bühnenjubiläum hat sich der Gosauer daran erinnert, dass er 1969 die Beat-Oper "Town of Eden" komponiert hat, "der es bis heute nicht vergönnt war, das Ohr der Öffentlichkeit zu erreichen". "Regenbogenland" ist eine rockmusikalische Reise mit der Zeitgeisterbahn, für die Egger Hansi Harley erfunden hat, der in seine Jugend, zu seinem Lieben und Leben zurückkehrt. Das bildet den Faden für die zwölf Lieder.
OÖNachrichten: Warum muss sie immer noch sein, die Musik?
Gerhard Egger: Ich habe eine Menge Ideen lange im Kopf und die harren dann der Verwirklichung.
Manchmal 50 Jahre lang …
Ja. 1969 habe ich die Beat-Oper auf Englisch geschrieben, aber es gab keine Möglichkeit, das Projekt zu verwirklichen. Nun habe ich die Songs und die Harmonien hergenommen, Instrumentierungen geändert und die Texte neu geschrieben. Bis auf zwei Lieder sind alle anderen in Bruchteilen Songs aus "Town Of Eden". Ich mache Musik in erster Linie aus der Freude am Entstehen und nicht wegen der Anerkennung. Und ich führe Projekte hartnäckig zu Ende.
Macht Ihnen das Stress?
Nein. Ich nehme mir jede Zeit der Welt. Seit zehn Jahren bin ich im Ruhestand und kann mir die Zeit einteilen – zwischen der Familie mit vier Enkelkindern, dem Tennisspielen, Reisen und Musik.
Wieso haben Sie "Town of Eden" für sich wieder entdeckt?
Ich habe vieles in meiner Schublade. 100 Lieder habe ich in Demoversionen skizziert. Da schaue ich immer wieder nach. So habe ich die Beat-Oper entdeckt und mich gefragt, was man damit tun könnte.
Warum haben Sie die Lieder nicht so gelassen, wie sie waren?
Weil ich die alte Geschichte in die Jetzt-Zeit transferieren wollte, ein Musiktheater-Stück mit einer fiktiven Figur erfunden habe, die meine Geschichten singen kann. Ein 70-Jähriger, der Liebeslieder singt, ist nicht glaubwürdig.
Sie haben sich so mit sich beschäftigt. Was haben Sie gelernt?
Dass ich immer bipolar war. Ein Gosinger und ein Städter. Ein Lehrer und ein Rockmusiker. Ein Interpret und ein Schreiber. Ein Familienmensch und ein Reisender. Das empfand ich nie als belastend.